Die Arbeit bietet die erste umfassende Rekonstruktion der Antikensammlung des französischen Kardinals Melchior de Polignac, beleuchtet ihre Entstehung im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts und untersucht deren zeitgenössische Rezeption in Künstler- und Gelehrtenkreisen. Schwerpunkte der Arbeit gelten dem Aufbau der Sammlung in Rom, ihrer Präsentation in Paris und ihrem Transfer nach Preußen. In einem Katalog werden alle Skulpturen dokumentiert, beschrieben und gedeutet, die im Zuge der Recherche identifiziert werden konnten. Soweit möglich sind alle Bildwerke im Tafelteil abgebildet. Kardinal de Polignac baute die Sammlung größtenteils während seines Aufenthalts in Rom als französischer Botschafter am päpstlichen Stuhl von 1724 bis 1732 auf, konnte sie dann nach Paris transferieren, wo sie in den beiden Hôtels particuliers, zunächst im Hôtel de Sully, dann im Hôtel de Mézières, dem Wohnsitz des Kardinals bis zu dessen Tod 1741, präsentiert wurde. 1742 wurde die Sammlung mit einem Verkaufskatalog auf dem Kunstmarkt angeboten und komplett von Friedrich II. von Preußen erworben. Kardinal de Polignac begeisterte sich für die antike Kunst und Kultur. Insbesondere antiken Skulpturen galt seine Sammelleidenschaft. Beim Aufbau seiner Sammlung profitierte der Kardinal von seinen engen Kontakten zu Gelehrten, Künstlern und Mäzenen. So führte Polignac selbst Grabungen in Rom und Umgebung durch und ließ die fragmentierten Skulpturen von talentierten Bildhauern restaurieren und dokumentieren. Außerdem förderte er die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Antiken und stand im Austausch mit Gelehrten, Antiquaren und Sammlern. Unter Friedrich II. wurden in Berlin und Potsdam die rund 300 Objekte, vornehmlich Statuen, Büsten und Reliefs, darunter auch barocke und zeitgenössische Arbeiten, auf die seit 1742 entstehenden Schlossbauten und Gartenanlagen verteilt. Die hierbei leitenden Kriterien und Intentionen des preußischen Königs werden anhand der prominentesten Aufstellungskontexte wie dem Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg, dem Schloss Sanssouci und der Bildergalerie sowie dem Antikentempel untersucht. Die vorliegende Rekonstruktion der Sammlung in ihren wechselnden Kontexten verdeutlicht ihre Bedeutung im 18. Jahrhundert und zeigt ihre Sonderstellung in Frankreich, insbesondere im Paris der 1730-er und 1740-er Jahre auf, sowie ihren Einfluss auf die friderizianischen Ausstattungskontexte. Darüber hinaus wird die Ergänzungspraxis der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die künstlerische sowie gelehrte Beschäftigung mit den Objekten untersucht und mit den parallel sich entwickelnden Methoden einer künftigen archäologischen Wissenschaft in Beziehung gesetzt.
The thesis provides the first comprehensive reconstruction of the Collection of Antiquities of the French Cardinal Melchior de Polignac. It examines its origins in the second quarter of the 18th century and its influence on artists and scholars of the period. The thesis focuses on the collection’s formation in Rome, its presentation in Paris and its subsequent transfer to Prussia. All sculptures identified during research are listed, described and interpreted in the catalogue. If possible, the sculptures are represented in the plates. The reconstruction of the collection with reference to its changing contexts demonstrates the collection’s relevance in the 18th century and shows its singularity in France, especially in Paris during the 1730ies and 1740ies, as well as its influence on Prussian palace and garden decoration during the reign of Frederick II. The text investigates the practice of restoration of ancient sculpture during the first half of the 18th century as well as the artists’ and scholars’ approach to sculptures and antiquities in general taking into consideration the contemporaneous development of archaeology as a discipline.