# Zusammenfassung
Die vorliegende Dissertationsarbeit beschäftigt sich mit den Legitimationsstrategien der autoritären Herrschaftssysteme in Südkorea zwischen 1948 und 1987. Die Ausgangsthese, die im Laufe der Arbeit anhand der politischen Geschichte Südkoreas empirisch untersucht wird, ist, dass die politische Legitimität einer Herrschaft erst durch einen multifaktoriellen Ansatz adäquat erklärt werden kann. Als theoretische Grundlage werden der legitimationstheoretische Ansatz von Max Weber, die Vertragstheoretiker Thomas Hobbes, John Locke und John Rawls, die Systemtheoretiker David Easton und Niklas Luhmann sowie die diskursive Legitimitätstheorie von Jürgen Habermas herangezogen. Ausgehend von den unterschiedlichen Legitimitätskonzeptionen dieser bedeutenden Vertreter der politischen Philosophie werden als wichtige Dimensionen von Legitimationsstrategien neben der Rückbindung an die legale Ordnung ideologische und strukturelle Aspekte der politischen Systeme, historische Prozesse und nicht zuletzt die Grundstruktur der politischen Kultur identifiziert.
Die detaillierte Untersuchung der historischen Abläufe in Südkorea sowie deren ideologischer und machtpolitischer Hintergründe zeichnet nach, wie die jeweiligen Regierungen Südkoreas ihre Herrschaft aufbauten, festigten, zu legitimieren suchten und auch wieder verloren. Entgegen der weithin empirisch bestätigten Annahme über die Kurzlebigkeit autoritärer Regime, die ihren Macherhalt in erster Linie auf Repression gründen, fällt dabei das Park-Regime (1961-1979) durch seine langjährige Stabilität auf. Bei näherer Analyse wird deutlich, dass jedes Herrschaftssystem seine eigenen Kombinationen an Legitimationsstrategien hervorbrachte und mit mehr oder weniger Erfolg an die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten anpasste.
Es werden im Verlauf der Arbeit vier wesentliche Legitimationsstrategien der autoritären Herrschaftssysteme in Südkorea identifiziert: Erstens, der Antikommunismus als nationale Ideologie; zweitens, der tradierte Konfuzianismus als förderndes Element für das diktatorische Präsidialsystem; drittens, die Legitimation durch wirtschaftlichen Erfolg; sowie viertens, die Einrichtung formaldemokratischer Institutionen.
Mit der empirischen Untersuchung des Auf- und Abstiegs der autoritären Regime in Südkorea zeigt die Arbeit, dass die Legitimität eines politischen Systems auf vielen Komponenten beruht. Erst ein multifaktorieller Ansatz, der die verschiedenen Unterstützungspotentiale berücksichtigt, ermöglicht, die selektiv und strategisch eingesetzten Legitimationsstrategien zu erfassen. Auf dieser Basis wird auch die erstaunliche Langlebigkeit mancher autoritärer Herrschaftsregime - hier insbesondere des Park-Regimes - erklärbar.
Abstract
This thesis examines the legitimization strategies of the ruling systems in South Korea between 1948 and 1987. The work delves empirically into the bases of the political history of South Korea and asks if the political legitimacy of a rule can be adequately explained only by a multifactorial beginning. Theoretical bases about legitimization for this work include Max Weber; the contract theorists, Thomas Hobbes, John Locke and John Rawls; the system theorists, David Easton and Niklas Luhmann; as well as the discursive legitimacy theory of Jürgen Habermas. Going out from the different legitimacy concepts of these important representatives of the political philosophy are important dimensions of legitimization strategies along with the concurrent connection to the legal order and ideological-structural aspects of the political systems, historical processes and not least, the basic structure of political culture.
This examination of the historic developments in South Korea as well as their ideological and power-politics backgrounds describes how the respective governments of South Korea constructed their ruling systems how they strengthened them how they tried to legitimize them, and how they lost them. Additionally, against the widely and - to a large extent - empirically confirmed assumption about the short-lives of the authoritarian regimes which create their preservation of power primarily through repression, the Park- Regime (1961-1979) stands out with its long-lived stability. In closer analysis, it will be clear that every political system produces its own combinations of legitimization strategies and adapts them with success more or less according to political and social circumstances.
The thesis also identifies four essential legitimization strategies of the authoritarian systems in South Korea: Firstly, anticommunism as a national ideology; Secondly, the handed-down Confucianism as a promotional element for the dictatorial presidentialism; Thirdly, the legitimization by economic success; and lastly, the foundation of formal-democratic institutions.
With this empirical examination of the ascent and descent of the authoritarian regimes in South Korea, the thesis shows that the legitimacy of a political system is based on a variety of components. Only a multifaceted approach which considers different support potentials enables the legitimization strategies used strategically and selectively to be correctly understood. On this basis, the astonishing longevity of some authoritarian regimes - in particular the Park-Regime - can be explained.