Die Tuberkulose des Rindes wird ausgehend von den ersten schriftlichen Erwaehnungen des Krankheitsbildes bis in die heutige Zeit umrissen. Ueberlieferungen aus dem antiken Griechenland und dem Roemischen Reich lassen annehmen, dass tuberkuloese Erscheinungen beim Rind auch zu dieser Zeit wirtschaftlichen Schaden verursachten. Obwohl man von einem wissenschaftlichen Verstaendnis der Krankheiten noch weit entfernt war, legte man durchaus sinnvolle seuchenprophylaktische Massnahmen fest. Im altjuedischen Schrifttum sind gleichfalls Beschreibungen von Krankheitssymptomen anzutreffen, die wohl tuberkuloesen Erkrankungen zugerechnet werden koennen. Im weiteren wird der Umgang mit der Seuche im Mittelalter abgehandelt, wo zwar vielerorts per Gesetz der Genuss von Rindern und Schweinen, die mit der Perlsucht behaftet waren, verboten war, aber die Betrachtungen zum Krankheitsbild eher vom Aberglauben als vom wissenschaftlichen Herangehen gepraegt waren. Die Forschung war durch kirchlichen Dogmatismus stark behindert. Verschiedene Gelehrte dieser Zeit fuehrten dennoch anatomische Untersuchungen an erkrankten Tieren und Menschen durch, bei denen immer wieder die Tuberkel als hervorstechendes Merkmal auffielen. Ab dem ausgehenden Mittelalter sin die Forschungen ueber das Wesen der sogenannten -Franzosenkrankheit- weiter intensiviert worden. Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts gingen viele Forscher von der These der venerischen Entstehung der Krankheit ab. Entsprechend den neuen Erkenntnissen, nach denen die Tuberkulose des Rindes als eine vom Menschen separate Erkrankung anzusehen sei, verliert sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ihre Bedeutung fuer veterinaer- und medizinalpolizeiliche Massnahmen. Ende des 19. Jahrhunderts waren die Veterinaermediziner in Deutschland noch mehrheitlich der Meinung, dass der Genuss von Fleisch und Milch tuberkuloeser Tiere nicht eingeschraenkt werden sollte. Die an der Wende zum 20. Jahrhundert massiv ausgeweitete Forschung mit der endgltigen Klaerung der Aetiologie der Tuberkulose durch Robert Koch 1882 als Hoehepunkt brachte auch den Durchbruch bei der Zuordnung verschiedenster Erkrankungsprozesse zur Tuberkulose. Das war die Basis fuer den Erfolg bei der Bekaempfung der Tuberkulose des Rindes. Mannigfaltige Ansichten ueber den Erreger und das Krankheitsgeschehen gab es bis Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Der Streit der Wissenschaft ueber die Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch M. bovis wurde schliesslich beigelegt. In der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts kam es in Deutschland zu einer massiven Ausbreitung der Rindertuberkulose, natuerlich mit starken Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Zwangslaeufig mussten effektive Gegenmassnahmen gefunden werden. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit verschiedensten Verfahren zur Bekaempfung und Heilung der Seuche auseinander. Der Erreger und seine Eigenschaften erfahren in der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts mittels moderner Forschungsmethoden eine detaillierte Beschreibung. Nach dem zweiten Weltkrieg, der eine weitere Zunahme der Verbreitung der Tuberkulose bei Mensch und Rind mit sich brachte, orientierte sich die Bekaempfung der Tuberkulose in Deutschland am Bangschen Verfahren. Nach der Teilung des Landes ging man in beiden deutschen Staaten daran, die Tuberkulose des Rindes, angelehnt an das Verfahren nach Bang, unter staatlicher Leitung zu tilgen. In beiden Teilen Deutschlands wurden dazu staatliche Plaene aufgestellt und umgesetzt. Immer wieder wird der Zusammenhang zwischen der Tuberkulose bei Mensch und Rind sichtbar, d.h. die Bekaempfung der Tuberkulose beim Rind hatte stets positive Auswirkungen auf die Erkrankungsrate des Menschen mit Tuberkulose, die durch M. bovis verursacht wurde. Neue Erregerpotentiale fuer die Rindertuberkulose haben sich in Russland, einigen ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken, aber auch in armen Regionen Asiens und Afrikas entwickelt. Dort ist gegenwaertig ein Anstieg der Neuinfektionen bei Mensch und Rind mit Tuberkulose zu registrieren. Von diesen Seuchenherden geht auch eine mit ihrer Ausdehnung wachsende Gefahr der erneuten Einschleppung der Rindertuberkulose nach Mitteleuropa aus.
Tuberculosis of the cattle is illustrated beginning with the first written docomentations until present time. It was found rather late in history that a connection between tuberculous illness on humans and on animal exists. Evidence from ancient greek and roman sources allows to assume that already in this era immense economic damage was caused by tuberculous phenomena afflicting cows. Although no scientific understanding of this disease was yet developed, useful prophylactic measures have been described. Symptoms which can be presumed to be of a tuberculous nature similary appear in old jewish texts. The following chapter focusses on medieval practices in dealing with the epidemic; while it was often prohibited by law to consume cows and pigs infected with -Perlsucht-, the interpretation of the disease's symptoms however was guided by superstition rather than by science. Religious dogmatism seriously restricted any scientific studies. Various scholars however conducted anatomical examinations of infected humans and animals, always finding the tubercle to be the most distinctive mark. At the end of the medieval period research into the nature of the -Franzosenkrankheit- was intensified. During the course of the century many scientists then discarded the thesis of a veneral genesis of the disease. Influenced by the new knowledge that tuberculosis of the cow was to be considered a disease not effecting human beings, it lost importance for veterinary and medical authorities until the 18th century. By the end of the 19th century most German veterinary surgeons still believed that there was no need to restrict the consumption of meat and milk from tuberculous animals. Research was further intensified at the turn of the 20th century and finally brought on the discovery of the causative, pathogene agents of tuberculosis by Robert Koch in 1882. This meant the breakthrough for assignment of various courses of illness to tuberculosis which then formed the basis of the successful extermination of tuberculosis of the cow. The scientist's debate over M. bovis threatening human health came to end. Manifold ideas about causative agents and symptoms are to be found in Germany until the 1930ies. During the first half of the 20th century the country witnessed an immense spreading of tuberculosis of the cow, naturally combined with heavy influences on human health. The thesis on hand then explains different procedures to contain an cure the epidemic. Due to modern reaearch methods the pathogene and its charakteristics are described in detail until the 1950ies. Tuberculosis of cow and humans further dissiminated during World War II, after which the fight against tuberculosis in Germany followed Bang's method (-Bangsches Verfahren-). Since the seperation of the two German states both tried to eradicate tuberculosis of the cow on a governmental level, thus both administrations developed and implemented plans according to Bang. The connection between tuberculosis of cows and humans is always visible in this process as the reduction of tuberculosis of cows positivly reflected in the number of humans infected with tuberculosis caused by M. bovis. A new focus of tuberculosis of the cow has developed in Russia and some former Soviet Republics, as well as in underdeveloped regions of Asia and Africa. Presently an increased rate of new infections of humans and cows with tuberculosis has been registered there. This increase of the epidemic also hightens the danger of bringing tuberculosis of the cow back into the Central Europe.