dc.contributor.author
Reiß, Sibylle
dc.date.accessioned
2018-06-08T00:54:19Z
dc.date.available
2014-04-08T11:36:26.905Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12650
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-16848
dc.description
Einleitung 1 1\. Kunst der Kritik und Dilettantismus 10 a) Metaphysik und
Dialektik 16 b) Alte und neue Kritik 23 c) Formen der neuen Kritik 27 d) Der
Kritiker als Künstler 35 e) Unkritische Kritik und Kunst 49 f) Dilettantismus
und Décadence: ‚Tausend Künste und keine Kunst’ 53 2\. Der moderne Künstler
als „Akrobat“ 59 a) Hermann Bahrs Artikel Akrobaten 59 b) Akrobaten und Der
Fall Wagner 64 c) Kanonisierung der „Akrobaten“ 78 d) Utopie und literarische
Heilsbringer 85 3\. Formen „wirklichen“ Künstlertums 102 a) „Dichtung“ und
„Literatur“ 107 b) Verstand und Gefühl: Berlin und Wien 114 c) Die Rolle des
Dichters in der Gesellschaft und das Projekt österreichischer „Cultur“ 124 4\.
Mode und Dynamik 134 a) Modische Mitläufer und „Copisten“ 136 b) Dynamik der
Kunstprozesse 145 c) Zur Dynamik von Bahrs Kritiken und dem Kunstwerk als
„Plakat“ 149 5\. „Entsetzen“ und Erwartungen. Rezeption und künstlerische
Reaktionen 162 a) Das eigene „Entsetzen“ als Ausweis moderner Kunst.
Strukturen des Großstadtbetriebs und der Kunstrezeption 164 b) Ansätze zu
einer Theorie des Formalismus und der Rezeptionsästhetik 171 c) Distinktion
durch Kunsturteil 175 d) Der „verkannte“ Künstler. Künstlerische Strategien
und Rollenerwartungen des Publikum 180 LITERATURVERZEICHNIS 189
dc.description.abstract
Die Arbeit beschäftigt sich mit den kunst- und kulturtheoretischen Schriften
des österreichischen Literatur- und Kunstkritikers Hermann Bahr, der den um
die Jahrhundertwende einsetzenden Diskurs über das Spezifische der modernen
Kunst, des modernen Künstlers und des modernen Kritikers entscheidend geprägt
hat. Bahr hat eine Vielzahl von Begriffen und Bildern zum modernen
Künstlertum, wenn nicht selbst erfunden, so doch durch seine
Vermittlungstätigkeit und seine Systematisierungsarbeit so allgemein bekannt
gemacht, dass das Nachdenken über das Besondere der modernen Kunst und das
Verhältnis zwischen Kunst und Kritik zumindest implizit bis heute unter seinem
Einfluss steht. In der Forschung war Bahr lange Zeit vor allem als schnell
agierender Stichwortgeber der literarischen und künstlerischen Bewegungen der
Jahrhundertwende bekannt, der durch seine Artikel Begriffe wie diejenigen der
Décadence und des Symbolismus einer größeren Öffentlichkeit erst nahegebracht,
vor allem aber eine Reihe deutschsprachiger Schriftsteller – von Hofmannsthal
bis zu Thomas und Heinrich Mann – mit neuen literarischen Konzeptionen und in
Deutschland und Österreich noch unbekannten europäischen Künstlern und
Kritikern vertraut gemacht hat. Dass Bahr, vor allem in der Anfangszeit seiner
kritischen Tätigkeit, einen genauen Blick für entscheidende Bewegungen in
Kunst und Literatur hatte, macht ihn zu einer häufig genannten Referenz in
Darlegungen zur Kunst und Literatur der Jahrhundertwende. Wenn man vielleicht,
wie in der Forschung zwischenzeitlich angemerkt wurde, Bahrs Einfluss auf die
Autoren des Jungen Wien im Einzelnen nicht überschätzen sollte (so Jacques Le
Rider), so sollte man wiederum nicht unterschätzen, wie stark die
Literaturwissenschaft sich von ihm hat beeinflussen lassen, etwa wenn es um
die lange Zeit und teilweise noch immer vorherrschenden Bilder der Wiener und
Berliner Moderne oder auch um die oben genannten Schlagworte des Symbolismus
oder der Décadence geht. Denn Bahr kommentiert und dokumentiert die Debatten
um die Jahrhundertwende nicht nur, er wirkt auch an der Fortschreibung
bestimmter Vorstellungen mit; dies tut er auch in seinen Darlegungen zum
(modernen) Künstlertum – man denke nur an das von ihm geprägte Bild des jungen
Hofmannsthal/Loris. So greifen nicht nur Ola Hanson und Otto Brahm sein Bild
vom Künstler-Kritiker auf und verbreiten es, indem sie es unter Rückgriff auf
die bei Bahr gefundenen Formeln weiterschreiben. Auch in Thomas Manns
Schriften findet sich die Vorstellung des Künstler-Kritiker-Dilettanten, die
sich direkt auf Bahrs Einfluss zurückführen lässt – nicht zufällig bezeichnet
sich Mann Mitte der 1890er Jahre als „Bahrianer“. Die Frage modernen
Künstlertums wird ab der Mitte des 19. Jhs dringlich und intensiv in Europa
verhandelt, diskutiert wird u.a., ob Kunst sich einem unbewusst-rauschhaften
Schaffen verdankt oder aus einem Akt der Reflexion hervorgeht. Innerhalb
dieser opponierenden Grundannahmen lassen sich auch Bahrs Äußerungen zum
Künstler verorten, systematisiert man die Vielzahl von Künstlerbildern, die in
seinen Schriften vorliegen. Sie entstehen im Rückgriff auf unterschiedliche
Autoren und in verschiedenen Diskursfeldern, in denen Bahr sich bewegt. Er
überschreitet dabei zugleich die Grenzen der Disziplinen, wenn er bspw.
Denkmuster der Nationalökonomie auf Probleme der Ästhetik überträgt. Nicht
zuletzt soll Bahr auch als ein früher Vertreter der Kunstsoziologie
vorgestellt werden. Bahr setzt seine Äußerungen zum Künstler darüber hinaus
auch in den publizistisch ausgetragenen Richtungskämpfen um die vorherrschende
literarische Form ein, mit denen er zugleich das Phänomen der Moderne zu
umkreisen versucht; so nutzt er den Dualismus von „wirklichem“ und „unechtem“
Künstlertum, wenn er seine Bilder einer Wiener und einer Berliner Moderne
entwirft (und auf diesem Weg die Berliner Moderne abwertet). Somit sollen
Bahrs Kritiken auch unter dem Gesichtspunkt von Kämpfen um Deutungshoheit
betrachtet werden und das strategische Potential beleuchtet werden, mit dem
Momente der Legitimierung und Kanonisierung des modernen Künstlers und
Kritikers bzw. Bahrs selbst einhergehen. Denn Bahrs ambivalente Haltung zum
modernen Künstlertum hängt nicht zuletzt mit seiner eigenen Erfahrung und
Selbstbestimmung im Schnittpunkt zwischen Künstler und Kritiker zusammen. Die
Untersuchung soll somit zum Selbst- und Fremdverständnis modernen Künstlertums
um die Jahrhundertwende beitragen.
de
dc.description.abstract
The dissertation focuses on Austrian literary and art critic Hermann Bahr’s
writings on aesthetic and cultural theory. Bahr has decisively left his mark
on the discourses on the specifics of modern art, the modern artist, and the
modern critic that developed at the turn of the century. Systematically
compiling and meticulously exploring a multiplicity of terms and notions
relating to modern art, Bahr effectively conveyed these concepts and made them
generally known to the public; Bahr therefore has, at least implicitly,
influenced contemplations on modern art and the relationship between art and
art criticism up to today. Research on Bahr has first and foremost described
him as an art critic reacting fast to contemporary aesthetic developments and
hence quickly but thoroughly recording the key notions of literary and
artistic movements at the fin de siècle. Consequently, only due to the
publication of Bahr’s articles on terms such as décadence and symbolism, a
greater public got acquainted with these concepts. What is even more
important, through Bahr’s writings, German writers including Hofmannsthal and
Thomas and Heinrich Mann learned about new literary conceptions and European
artists and authors that had been unknown in Germany and Austria till then.
The fact that Bahr, in particular at the beginning of his career as a critic,
had a good eye for and sharpened awareness of decisive movements in arts and
literature has made him an authority frequently quoted in analyses of turn-of-
the-century arts and literature. Although current research emphasizes that
Bahr’s influence on individual authors associated with the literary group
“Junges Wien” (Young Vienna) should not be overestimated (according to Jacques
Le Rider), one should, in turn, not underestimate Bahr’s massive impact on
literary studies, for example with regard to lingering and prevalent
conceptualizations of Viennese or Berlin modernisms, or regarding the keywords
symbolism and décadence mentioned previously. For not only does Bahr reveal
and comment on fin de siècle aesthetic debates, but he also contributes to the
perpetuation of certain ideas, for instance in his explications on the modern
artist that indelibly marked the picture of Hofmannsthal or Loris as young
artists. Accordingly, not only Ola Hanson and Otto Brahm take up and
disseminate Bahr’s image of the artist-as-critic by rewriting Bahr’s
corresponding formulas. The notion of the dilettante artist-as-critic can
equally be found in Thomas Mann’s writings, which can be directly attributed
to Bahr’s influence on Mann – it is no coincidence that Mann designates
himself a “Bahrian” in the mid-1890s. From the mid-nineteenth century onwards,
critics have intensely disputed and negotiated the definition of the modern
artist in Europe, discussing, inter alia, art as the outcome of an unconscious
process of Dionysian creative activity or as resulting from an act of
reflection. Having systematized the multiple approaches to the artist
elaborated on in Bahr’s writings, one can situate Bahr’s comments on the
artist within these opposing basic assumptions. Bahr develops his images of
the artist referring to different authors as well as to diverse discourses and
simultaneously transgresses disciplinary boundaries, for example, by
transferring macroeconomic patterns of thought to the realm of aesthetics.
Last but by no means least, this project introduces Bahr as an early thinker
within the field of the sociology of arts. In addition, Bahr uses his concepts
of the artist in definitional disputes over the prevailing literary form that
is hotly debated in contemporary publications. Bahr here, at the same time,
attempts to describe the phenomenon of modernity and thus takes advantage of
the dualism of the “true” and the “false” artist to devise his notions of
Viennese and Berlin modernism (and to devalue Berlin modernism). As a
consequence, this dissertation will analyze Bahr’s criticism in the context of
struggles for interpretive authority and will shed light on the strategic
potential that is closely entwined with the legitimization and canonization of
both the modern artist and critic as well as of Bahr as a critic himself. For
Bahr’s ambivalent perspective on the modern artist correlates with his own
experiences and self-definition in-between artist and critic. This
dissertation therefore will expound on self-descriptions as well as on allo-
representations of the modern artist at the turn of the century.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Viennese Modern Age
dc.subject
turn of the century
dc.subject
Vienna Moderne
dc.subject.ddc
800 Literatur::830 Deutsche und verwandte Literaturen::834 Deutsche Essays
dc.title
Die "Bewegung der Schönheit"
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Jutta Müller-Tamm
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Gregor Streim
dc.date.accepted
2012-04-16
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000096455-0
dc.title.subtitle
Der moderne Künstler in den Literatur- und Kunstkritiken Hermann Bahrs
dc.title.translated
The Dynamics of Beauty
en
dc.title.translatedsubtitle
The Modern Artist in Hermann Bahr's Criticism on Literature and Art
en
refubium.affiliation
Philosophie und Geisteswissenschaften
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000096455
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