Hintergrund: Patienten, die sich einer kardiochirurgischen Operation unterziehen, neigen postoperativ zu der Entwicklung einer Hyperglykämie im Rahmen einer passageren Insulinresistenz, welche einen negativen Einfluss auf Morbidität und Mortalität hat. In anderen Studien wurde durch die präoperative Gabe einer kohlenhydratreichen Ernährungslösung zwei Stunden vor Narkoseeinleitung (CHO) im Sinne einer metabolischen Konditionierung eine signifikante Senkung der postoperativen Insulinresistenz erreicht und das präoperative Wohlbefinden verbessert. Allerdings wurden solche Untersuchungen zum Zeitpunkt der vorgestellten Arbeit noch nicht an Diabetikern und kardiochirurgischen Patienten durchgeführt. Grundsätzlich ist bekannt, dass für klare Flüssigkeiten eine Karenzzeit von zwei Stunden vor Anästhesieeinleitung ausreichend ist, um eine sichere Entleerung des Magens zu gewährleisten. Allerdings kann bei Diabetikern eine Gastroparese die Magenpassage verzögern und möglicherweise das Aspirationsrisiko erhöhen. Ziel der Studie war daher, zu untersuchen, ob CHO einen positiven Einfluss auf den postoperativen Insulinverbrauch kardiochirurgischer Patienten der ASA-Klassen III-IV mit nicht-insulinpflichtigen Diabetes mellitus (DM) Typ 2 hat (primärer Endpunkt). Des Weiteren sollte über die Beurteilung der gastralen Residualflüssigkeit (GRF) die Sicherheit des gelockerten Nüchternheitsgebotes sowie der Einfluss auf das präoperative Wohlbefinden und klinische Outcome (postoperative Komplikationen, Krankenhausverweildauer) geprüft werden. Patienten undMethoden: Es wurden prospektiv, randomisiert und placebokontrolliert 160 Patienten untersucht. Davon litten 31 Patienten an einem nicht-insulinpflichtigen Diabetes Mellitus Typ 2. Diese wurden im Rahmen dieser Dissertation ausgewertet. Alle Patienten waren für einen elektiven kardiochirurgischen Eingriff vorgesehen und wurden in drei Gruppen randomisiert. Die CHO-Gruppe (n = 10) erhielt 800 ml einer kohlenhydratreichen Ernährungslösung am Abend vor der Operation sowie 400 ml zwei Stunden vor Narkoseeinleitung. Die Placebogruppe (n = 14) erhielt in gleicher Weise eine aromatisierte Placebo-Lösung ohne Nährwert. Die Kontrollgruppe (n = 7) fastete nach der traditionellen Richtlinie ab Mitternacht. Ab Narkoseeinleitung bis 24 Stunden nach Ende der Operation wurde stündlich der Blutzuckerspiegel erfasst und Hyperglykämien mit einem standardisierten Insulininfusionsprotokoll behandelt. Regelmäßig wurden intensivmedizinische Parameter und Scores erhoben und die Verweildauern auf Intensivstation und im Krankenhaus erfasst. Ergebnisse: Der postoperative Insulinverbrauch der CHO-Gruppe war gegenüber den anderen nicht signifikant gesenkt (p = 0, 940). Die GRF der Patienten der Kontrollgruppe war signifikant höher als in der CHO- und Placebo-Gruppe (5 ml versus 0 ml; p = 0, 025). Im Ausmaß von präoperativem Durst, Unbehagen, Hunger, Übelkeit und Mundtrockenheit unterschieden sich die drei Studiengruppen nicht voneinander. Es konnte ebenso kein Einfluss auf die postoperativen Komplikationen und die Krankenhausverweildauer festgestellt werden. Schlussfolgerung: Die präoperative Einnahme von CHO hat keinen Einfluss auf den postoperativen Insulinverbrauch bei kardiochirurgischen Patienten mit DM. Dabei scheint das kurzfristige präoperative Trinken klarer Flüssigkeit die GRF nicht relevant zu erhöhen. CHO vor der Narkoseeinleitung bringt diesen Patienten keine statistisch signifikante Besserung des postoperativen Verlaufs. Die Anwendung kurzer präoperativer Flüssigkeitskarenz erscheint jedoch auch bei DM sicher anwendbar.
Patients undergoing cardiac surgery often develop an overgoing postoperative insulin resistance. This has a negative influence on morbidity an mortality. Other studies have shown that the preoperative oral administration of carbohydrate-rich oral solutions ameliorates the postoperative insulin resistance. In 2003, this effect has neither been investigated on patients undergoing cardiac surgery nor on patients with non-insulin dependant diabetes. The aim of this study is to show whether the preoperative oral adminstration of a carbohydrate-rich solution on patients with non-insulin dependant diabetes undergoing cardiac surgery is able to decrease postoperative insulin consumption. Secondary endpoints were the measurement of the gastric residual volume and the clinical outcome of the patients. 160 patients were included, and 31 of these had non-insulin dependant diabetes. The data of these 31 patients is presented in this dissertation. Patients were randomized (double-blind) to three different study groups (verum, placebo and traditional fasting). From induction of narcosis until 24 hours fter operation the insulin consumption was measured and several clinical parameters were documented. There was no significant difference of the postoperative insulin consumption in between the three study groups (p=0,940). The gastric residual volume was significantly higher in the traditional fastig group (p=0,025). Other clinical parameters showed no further significant differences. Thus, the intake of a carbohydrate-rich oral solution before cardiac surgery did not show any influence on postoperative insulin consumption in patients of ASA- classes III-IV with non-insulin dependant diabetes. The gastric residual volume was not raised by drinking the solution. Other clinical parameters were not influenced significantly either.