Hintergrund Zu den charakteristischen Gesundheitsproblemen älterer Pflegeheimbewohner in Deutschland gehören Schmerzen und die arterielle Hypertonie. Zahlreiche Barrieren führen zu einer defizitären medikamentösen Schmerzversorgung in dieser vulnerablen Population. Gleichzeitig erhalten Pflegeheimbewohner häufig eine intensive blutdrucksenkende Therapie. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einerseits zu untersuchen, ob Fortbildungen für Hausärzte und Pflegefachkräfte das medikamentöse Schmerzmanagement im Pflegeheim verbessern und andererseits das Blutdruckgeschehen von Pflegeheimbewohnern sowie dessen Therapie zu analysieren. Methode Im Rahmen einer cluster- randomisiert kontrollierten Studie wurden 12 Pflegeheime (= cluster) in Berlin in Interventions- und Kontrollgruppe randomisiert (jeweils n=6). Bewohner, die mindestens 65 Jahre alt waren und keine moderaten oder schwere kognitiven Einschränkungen aufwiesen, wurden dreimal, in einem Zeitraum von sechs Monaten, in persönlichen Interviews zu ihrem Schmerzgeschehen befragt. Darüber hinaus wurde die Pflegedokumentation analysiert und die gesamte Medikation erfasst. Die Hausärzte und Pflegefachkräfte der Interventionsgruppe wurden nach der ersten Datenerhebung zum Schmerzmanagement fortgebildet. Die Angemessenheit der Schmerzmedikation wurde mit der Pain Medication Appropriateness Scale (PMASD) analysiert. Der Blutdruck wurde bei allen Bewohnern zu allen drei Zeitpunkten gemäß internationaler Leitlinien gemessen. Ergebnisse Insgesamt nahmen 239 Pflegeheimbewohner an der Studie teil. Davon gaben etwa 72% an, Schmerzen zu haben und etwa zwei Drittel waren laut PMASD von einer unangemessenen Schmerzmedikation betroffen. Der mittlere PMASD- Wert erhöhte sich in einer Einrichtung signifikant. Bei 177 Bewohnern wurde der Blutdruck gemessen und 124 (70,1%) hatten systolische und diastolische Blutdruckwerte <140/90 mmHg. Eine antihypertensive Therapie erhielten 149 (84,2%) Bewohner und 72 (40,7%) erhielten eine Therapie mit drei oder mehr Substanzen. Diskussion Ein großer Anteil der Pflegeheimbewohner war von einer unangemessenen Schmerztherapie betroffen. Obwohl durch die Fortbildung nur einzelne Parameter verbessert werden konnten, ist es sinnvoll Ärzte und Pflegefachkräfte in Interventionen einzubinden. Die Blutdruckwerte lagen überwiegend im Bereich der empfohlenen Zielwerte. Jedoch sollte eine blutdrucksenkende Therapie konsequent kontrolliert und den aktuellen Werten angepasst werden, um eine potentielle Überbehandlung zu vermeiden.
Background Characteristic health problems of German nursing home residents (NHR) are pain and arterial hypertension. Various barriers lead to deficiencies in pain management in this vulnerable population. At the same time, NHR often receive an intensive antihypertensive therapy. The aims of this thesis were to evaluate if education programs for general practitioners (GP) and nursing home staff improve pain management in nursing homes and to analyse blood pressure (BP) patterns as well as the antihypertensive therapy of NHR. Methods In a cluster-randomized controlled trial 12 nursing homes (= cluster) in Berlin were randomized in intervention and control group (n=6), respectively. Personal interviews were conducted three times, in a timeframe of six months, with NHR who were at least 65 years old and had no moderate or severe cognitive impairment. Furthermore, the medical documentation and medication were analysed. GPs and nursing home staff of the intervention group participated in educational programs after the first data collection was completed. The appropriateness of pain medication was determined with the Pain Medication Appropriateness Scale (PMASD). BP was measured in all NHR at all measuring points according to international guidelines. Results Two hundred thirty-nine NHR participated in the study. Of those, 72% reported pain and about two-thirds were affected by inappropriate pain medication according to PMASD. The mean PMASD score increased significantly in one facility. BP was measured in 177 NHR and in 124 (70.1%) systolic and diastolic BP values <140/90 mmHg were found. Antihypertensive drugs received 149 (84.2%) NHR and 72 (40.7%) were treated with ≥3 different drugs. Discussion A high proportion of NHR was affected by inappropriate pain medication. Although only few aspects of pain treatment were improved, it is important to include GPs and nursing home staff in interventions. BP values were predominantly within the range of recommended target values. However, antihypertensive therapy should be monitored closely to avoid an overtreatment