Die Geschichte der Klinik am Hansaplatz in Berlin als erste Symbiose aus Neurologie und Neurochirurgie unter einem Dach begann schon im Jahre 1887, als mit dem Bau des zunächst privaten Sanatoriums begonnen wurde. 1926 ging dieses in den Besitz der AEG-Betriebskrankenkasse über, bis schließlich 1932 ein neurologisches Forschungsinstitut unter Friedrich Heinrich Lewy entstand. Lewy musste 1933 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten jedoch emigrieren und schließlich ging die Hansaklinik in den Besitz der Charité über. Es entstand zeitversetzt eine neurologische Abteilung unter Paul Vogel, die später zu einer der ersten Neurologischen Universitätskliniken Deutschlands avancierte, ebenso wie die erste Neurochirurgische Universitätsklinik unter Wilhelm Tönnis entstand. Wie viele Kliniken in Berlin, fiel auch die Hansaklinik während Zweiten Weltkrieges der Militärmedizin zum Opfer. Während der Luftangriffe auf Berlin 1943 wurde die Klinik so stark zerstört, dass der Klinikbetrieb nach Berlin-Buch ausgelagert werden musste. 1947 wurden beide Abteilungen aufgelöst. Die Kriegsruine wurde in den Nachkriegsjahren vollständig beseitigt, so dass nur noch die vielen erhalten gebliebenen Krankenakten und Akten aus zahlreichen Archiven als Zeugnisse dieser in Vergessenheit geratenen bedeutenden Einrichtung der Berliner Krankenhauslandschaft dienen. Die qualitative und quantitative Analyse einer Stichprobe der vorhandenen Krankenakten demonstriert, in welchem Umfang auch in der Hansaklinik die nationalsozialistische Erbgesundheitspolitik umgesetzt wurde. Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses stellt dabei ein zentrales Moment dar. Im Gegensatz zu anderen Institutionen erstellten die Ärzte der Hansaklinik vergleichsweise wenige Gutachten für das Erbgesundheitsgericht. Dies spiegelte sich auch bei den Meldungen an die Gesundheitsämter wider. Trotz der eher zurückhaltenden Begutachtungspraxis soll dies jedoch nicht die Mitbeteiligung an der menschenverachtenden Gesundheits- und Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten verharmlosen. Auch die Tatsache, dass viele Ärzte dieser Klinik Mitglieder in der NSDAP und ihren angegliederten Organisationen waren, wird durch umfangreiches Archivmaterial belegt. Viele von ihnen konnten trotz ihrer politischen Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland ungehindert ihre Medizinerkarriere fortsetzen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dieser Problematik hat es bisher nicht gegeben.
The history of the clinic at Hansaplatz in Berlin as the first symbiosis of neurology and neurosurgery under one roof began already in 1887, when the private sanatorium was build at first. In 1926 the property was assigned to the AEG-Betriebskrankenkasse until 1932, when it became a neurological research institute originated under Friedrich Heinrich Lewy. Lewy had to emigrate in 1933, after the takeover by the National Socialists, and finally the Hansaklinik became property of the Charité. Subsequent a neurological department was developed under Paul Vogel which became later one of the first neurological university hospitals of Germany as well as the first neurosurgeon's university hospital in Germany under Wilhelm Tönnis. As many hospitals in Berlin, the Hansaklinik also fell victim to the military medicine during Second World War. During the air raids on Berlin in 1943 the clinic was destroyed so strongly that it had to be evacuated to Berlin-Buch. In 1947 both departments had to be closed. The war ruins were completely removed during the postwar years. Therefore a huge number of preserved medical notes from the Hansaklinik and also many documents from several archives served as a report of this forgotten important institute of the hospital scenery in Berlin. The qualitative and quantitative analysis of a sample of the existing medical notes demonstrate to which extent the Hansaklinik was realizing the national- socialist hereditary health politics. Besides, the Law for the Prevention of Hereditarily Diseased Offspring assumed a central role in this case. In contrast to other institutions the doctors of the Hansaklinik provided comparatively few certificates for the hereditary health court. This was also reflected with the announcements to the health centres. In spite of the rather cautious survey practise, nevertheless, this is not supposed to trivialize the participation in the inhuman health and population politics of the National Socialists. Also the fact that many doctors of this clinic were members of the NSDAP and attached organisations is proved by a huge number of archive documents. Many of them continued their doctor’s career in Germany after Second World War in spite of their political background. There has not been a content discussion about these problems up to now.