Einleitung. Bei Frühgeborenen, insbesondere solchen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (< 1500 g, sog. VLBW), kann es während der initialen stationären Behandlung zu Komplikationen kommen, die für die weitere Entwicklung relevant sind. In fast allen Kohortenstudien schneiden VLBW- Frühgeborene gegenüber Reifgeborenen bei der Testung ihrer psychomotorischen Entwicklung schlechter ab. Methodik. In der hier vorgelegten prospektiven longitudinalen Kohortenstudie wurde die psychomotorische Entwicklung speziell von VLBW-Frühgeborenen ohne Komplikationen während der initialen stationären Behandlung (n=60, davon 39 mono- und 31 bilingual) mit der von Reifgeborenen verglichen (n=62, davon 31 mono-, 31 bilingual). Die entwicklungsneurologische Testung mittels Griffiths-Skalen und den Bayley Scales of Infant Development II (BSID II) erfolgte mit 12 und 22 Monaten, ergänzt durch eine Verhaltenstestung mit der Child Behavior Check List im Alter von 22 Monaten. Ergebnisse. Zu beiden Untersuchungszeitpunkten zeigte sich ein normales Entwicklungsniveau sowohl der mono- als auch der bilingualen VLBW- Frühgeborenen. Schwere mentale Entwicklungsverzögerungen traten in keiner der Gruppen auf. Im Alter von 12 Monaten ließ sich bereits in der mentalen Subskala des BSID II ein signifikant besseres Ergebnis der monolingualen VLBW- Frühgeborenen gegenüber der Reifgeborenen-Kontrollgruppe erkennen. Dies bestätigte sich im Alter von 22 Monaten mit einer signifikant besseren mentalen Leistung der monolingualen VLBW-Frühgeborenen im BSID II sowie in einigen Subgruppen der mentalen Griffiths-Skalen. Die zusätzlich mit 22 Monaten durchgeführte Verhaltenstestung mittels Child Behavior Check List zeigte ein altersentsprechendes normales Verhalten gleichermaßen bei Früh- und Reifgeborenen. Schlussfolgerung. Die Frühgeburtlichkeit an sich ohne mit ihr assoziierte perinatale Erkrankungen erscheint mit 12 und 22 Monaten nicht unbedingt ein Prädiktor für Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten zu sein. Die besseren Untersuchungsergebnisse der frühgeborenen insbesondere monolingualen Frühgeborenen können mehrere Gründe haben, etwa ein stark ausgeprägtes Problembewusstseins der Eltern der VLBW-Kinder, welches unter anderem durch eine engmaschige Betreuung bei der Nachsorge bedingt ist. Damit gewinnt die Nachbetreuung der Frühgeborenen sowie die damit verbundenen Interventionsmöglichkeiten an weiterer Bedeutung. Einschränkend ist anzumerken, dass komplexere kognitive Defizite erst zu einem späteren Untersuchungszeitpunkt erkennbar sind.
Background. Survival rates for very low birth weight (VLBW, < 1500 g) infants and their developmental and behavioural outcome have improved, but the contribution of perinatal complications remains an open question. Objective. The complications of prematurity are important predictors of developmental and behavioural outcomes of VLBW survivors. The purposes of this study were to investigate the effect of prematurity without the typical complications on the risk of developmental and behavioural impairment among VLBW infants. Methods. Two groups of VLBW infants ( 39 monolingual and 31 bilingual) were followed longitudinally until 22 months of corrected age with the Bayley Scales of Mental and Motor Development (BSID II), the Griffiths Scales of Infant Development and the Child Behaviour Checklist (CBCL). Results. Neurodevelopmental and behavioural outcome during the first two years at life was normal for this group of low-risk VLBW infants. Monolingual VLBW infants actually achieved standard scores significantly higher than bilingual VLBW and term infants on both Bayley Mental and Griffiths Scales at age of 22 months.Moreover, both developmental quotient and the subscales eye- hand coordination and performance in the Griffiths Scales were significantly higher. Conclusion. The present study demonstrates that prematurity per se (without the typical complications associated with prematurity) is not associated with lower developmental or behavioural problems during the first two years of life. The better results of the preterm infants in some subgroups may have several reasons. There is evidence that those children who are traceable but whose families do not engage with follow-up studies when they are approached have a significantly higher rate of disabilities than those whose families cooperate. Thus, the developmental surveillance teams who are responsible for follow-up visits and the timely introduction of intervention services do have an important and responsible role. Bayley assessment at around two years of age may miss complex cognitive deficits that only become apparent with increasing age.