Untersucht wurde, welchen Einfluss Struktur- und Prozessparameter von medizinischen Einrichtungen auf den Erwerb einer nosokomialen Infektion bei Frühgeborenen haben. Grundlage dieser Untersuchung waren die Surveillance- Aufzeichnungen der an NEO-KISS teilnehmenden Abteilungen in Deutschland. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Juni 2009. In die Analyse wurden die Patientenstammdaten/Patienten- und Device-Tage und die Infektionsbögen/Infektionen mit Informationen über die drei häufigsten Infektionsarten (nosokomiale Sepsis, nosokomiale Pneumonie und NEC) sowie freiwillige Angaben der Institutionen über Struktur- und Prozessparameter aus dem Jahr 2008 eingeschlossen. Insgesamt wurden die Daten von 5586 Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1500g aus 116 an NEO-KISS teilnehmenden Abteilungen in die Berechnungen eingeschlossen. 847 Patienten (15,2 %) entwickelten im Untersuchungszeitraum eine nosokomiale Sepsis, davon waren jeweils annähernd die Hälfte zeitlich zu ZVK bzw. zu PVK assoziiert. 138 Patienten (2,5 %) entwickelten eine nosokomiale Pneumonie und 153 (2,7 %) eine NEC. Insgesamt zeigten patientenbezogene Parameter den größten Einfluss auf die Entwicklung einer nosokomialen Infektion. Ein niedriges Geburtsgewicht bzw. Gestationsalter und eine erhöhte Liegedauer zeigten starke Assoziation zu den betrachteten Infektionsarten. Besonders in Bezug auf die Gefäßkatheter- assoziierte Sepsis zeigten jedoch auch Struktur- und Prozessparameter teilweise einen signifikanten Einfluss auf die Infektionswahrscheinlichkeit. Einzig für die ZVK-assoziierte Sepsis konnte ein Einfluss durch die Personalbesetzung nachgewiesen werden. Bei der Betrachtung der Sepsis- Entstehung stehen hauptsächlich hygienebezogene Struktur- und Prozessparameter sowie Kommunikation (mikrobiologische und Übergabevisiten, Fallstudien) im Vordergrund. Besonders Hygiene-Standards und regelmäßige Durchführungen von Desinfektionen (Hände, Devices) konnten das Sepsis-Risiko erheblich senken. Hier zeigte sich auch, dass ein ungeschulter Umgang mit Geräten ein Risiko für Infektionen beinhalten kann. Für die Prävention der NEC und der Pneumonie scheinen ein geschulter Umgang mit Devices und somit ein selteneres Handling und weniger Stress für das Neugeborene im Vordergrund zu stehen. So zeigte ein häufiger routinemäßiger Inkubatorenwechsel ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung nosokomialer Pneumonien. Die Entwicklung der NEC steht am wenigsten im Zusammenhang mit den betrachteten Struktur- und Prozessparametern. Einzig ein geschulter Umgang mit Magensonden zeigte einen Abfall des Risikos. Hier steht scheinbar der erhöhte Stressfaktor im Vordergrund, der die Durchblutung des Darmes entscheidend beeinflussen kann. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass einzelne Strukturen der versorgenden Abteilung ebenso wie das Infektionspräventionsmanagement auf die Entstehung aller untersuchten nosokomialen Infektionen einen signifikanten Einfluss hatten.
The aim of the study was to find out the influence of structural and organizational characteristics in medical institutions on the development of nosocomial infections in premature infants. The study based on the surveillance-notes of the departments, which participated in NEO-KISS. Sample period was from 1st of January, 2008 until 31st of June, 2009. The analysis included patient data, patient and device-days and infectionsheets/infections with informations about the three most frequently kinds of infection (nosocomial sepsis, nosocomial pneumonia and NEC) plus optional informations of the institutions about structural- and process parameters from 2008. Altogether the data of 5586 premature infants with birth weight < 1500g of 116 at NEO-KISS participating departments were included in the calculations. 847 patients (15,2 %) developed a nosocomial sepsis during sample period, of which in each case nearly the half was time associated to ZVK respectively to PVK. 138 patients ( 2,5 %) developed a nosocomial pneumonia and 153 ( 2,7 %) a NEC. Collectively patient-related parameters represented the most influence on the development of nosocomial infections. Low birth weight respectivly age of gestation and increased hospital stay are strong associated to the considered kinds of infections. Especially related to catheter-related blood stream infection, structure and process parameters showed a partly significant influence on the probability of infection. Only the ZVK-associated sepsis was influenced by staffing. Considering the development of a sepsis, hygienic based structural and organizational characteristics and communication (microbiological and handover visits, case studies) stand in the foreground. Specially hygiene standards and regular desinfections (hands, devices) could reduce the risk of sepsis vastly. Here was reflected, that a untrained exposure to devices could contain a risk for infections. To prevent NEC and pneumonia a trained exposure with devices and therefore rare handling and less stress for the newborn stand in the foreground. A prevalent routine change of incubators revealed a significant increased risk for development of nosocomial pneumonias. The development of NEC ist the less associated with the regarded structural and organizational characteristics. Only a trainend handling with nasogastric tubes showes a decreasing risk. Apparently stands the increased stress factor in the foreground, which is able to influence the blood flow of bowel essentially. In summary it could be showed, that several structures of the supplying department just as infection prevention measures had a significant influence on the appearance of all reviewed nosocomial infections.