dc.contributor.author
Hering, Thomas
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:59:05Z
dc.date.available
2008-12-12T11:39:34.204Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11285
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15483
dc.description.abstract
Hintergrund. Die Belastungs- und Beanspruchungsforschung im Rettungsdienst
wird von Arbeiten dominiert, die mehrheitlich auf psychisch hochbelastende,
potenziell traumatisie-rende Einsätze und ihre pathologischen Folgen, wie z.
B. die Posttraumatische Belastungs-störung, fokussieren. Nur wenige
Untersuchungen beleuchteten arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen im
Rettungsdienst und ihre Bedeutung für Merkmale der arbeitsbezo-genen
Gesundheit und des Engagements. Die Untersuchung der organisationalen Realität
in der Wahrnehmung von Einsatzkräften (Organisationsklima) und die Bedeutung
der Konstel-lation von Rahmenbedingungen in Organisationen (Anforderungen und
Ressourcen: Organi-sationsprofile) erfolgte im Rettungsdienst bisher nicht.
Die vorliegende Untersuchung basiert auf Annahmen der
Organisationsklimaforschung (Organization Work Health System Model, Shoaf,
Genaidy, Karwowski & Huang, 2004) und der arbeits- und
organisationspsychologi-schen Stress- sowie Burnoutforschung (Job-Demand-
Control-Modell, Karasek & Theorell, 1990, Job-Demands-Resources-Model,
Demerouti, Bakker, Nachreiner & Schaufeli, 2001, Effort-Reward-Imbalance-
Model, Siegrist, 2000). Beide Forschungsgebiete weisen einen breiten
Überschneidungsbereich auf, sind jedoch inhaltlich weitgehend unverknüpft.
Unter-suchungen der Organisationsklimaforschung betrachteten das Muster von
Rahmenbedin-gungen in Organisationen in der Wahrnehmung von
Organisationsmitgliedern und dessen Bedeutung für ökonomische Parameter. Nur
selten interessierten gesundheitliche Effekte des Organisationsklimas. Studien
innerhalb der arbeits- und organisationspsychologischen Stress- und
Burnoutforschung betrachteten häufig vergleichbare Rahmenbedingungen in der
Organisation, wie Arbeiten innerhalb der Organisationsklimaforschung. Diese
wurden meist im Einzelnen betrachtet und nicht hinsichtlich der Bedeutung
ihrer Konstellation für die Ge-sundheit von Organisationsmitgliedern. In der
vorliegenden Untersuchung werden als Merk-male des Organisationsklimas
Anforderungen und Ressourcen der Arbeit in Organisationen untersucht:
Quantitative Anforderungen, Kontrolle, Gratifikation, Fairness,
Vorgesetztenverhalten, Kommunikationskultur, Teamwork und Zusammenhalt im Team
in der Wahrnehmung der Einsatzkräfte und ferner der Sense of Coherence als
Personenmerkmal. Sie gehen als unabhängige und als potenzielle
Moderatorvariablen (Ressourcen der Organisation/Person) in die vorliegende
Studie ein. Als abhängige Variablen werden Burnout, Engagement und die
Verbundenheit mit der Organisationseinheit und Dienststelle (Commitment) sowie
das sub-jektive körperliche Wohlbefinden untersucht. Fragestellung. Die
vorliegende Untersuchung geht zwei Kernfragestellungen nach: Erstens, ist es
anhand von Organisationsklimamerkmalen möglich, Gruppen von
Organisationseinhei-ten und Dienststellen im Rettungsdienst zu bilden, die
sich bei ihrer Anforderungs- und Res-sourcenkonstellation sowie bei der
Ausprägung von Merkmalen der arbeitsbezogenen Ge-sundheit unterscheiden?
Zweitens, welche Bedeutung haben Anforderungen und Ressourcen sowie ihre
Konstellation innerhalb der Organisationsprofile für subjektive Merkmale der
Gesundheit im Rettungsdienst? Methoden. Insgesamt 1.048 Einsatzkräfte im
Rettungsdienst wurden schriftlich per Frage-bogen befragt. Diesen sendeten 316
(30,2%) Einsatzkräfte aus 21 Organisationseinheiten und Dienststellen
ausgefüllt zurück. Der Fragebogen setzt sich aus folgenden Skalen und
Messinstrumenten zusammen: Organizational Check-up Survey, Maslach Burnout
Inventory-General Survey, Instrument zur Erfassung von Merkmalen der
Arbeitstätigkeit im Einsatzwe-sen, Utrecht Work Engagement Scale,
Organizational Commitment Questionaire, Fragebo-gen zur Erfassung des
körperlichen Wohlbefindens. Zur Beantwortung der Fragestellungen werden
folgende Analysemethoden angewendet: Hierarchische und Clusterzentrenanalyse
zur Gruppenbildung, Regressionsanalyse mit Dummyvariablen zur Untersuchung von
Zu-sammenhängen zwischen der Gruppenzugehörigkeit und Merkmalen der
arbeitsbezogenen Gesundheit, konfirmatorische Pfadanalysen mit AMOS 16.0 zur
Analyse der Bedeutung von Anforderungen und Ressourcen für Burnout,
Wohlbefinden, Engagement und Commitment sowie potenzieller Moderatoreffekte
von Ressourcen der Organisation und Person auf Zu-sammenhänge zwischen
Arbeitsanforderungen und Burnout. Diskussionslinien der gesund-heitsbezogenen
Burnout- und der Organisationskultur- und -klimaforschung werden auf der Basis
von systematischen Literaturrecherchen und einer anschließenden
Literaturanalyse des recherchierten Materials herausgearbeitet. Ergebnisse.
Vier Gruppen von Organisationseinheiten und Dienststellen, die sich
signifikant bei der Ausprägung von Anforderungen und Ressourcen unterscheiden,
konnten identifiziert werden: (1) Anforderungsreich und ressourcenreich –
ausgewogen, (2) anforderungsarm und ressourcenreich – günstig, (3)
anforderungsreich und ressourcenarm – ungünstig, (4) sehr anforderungsreich
und ressourcenarm – sehr ungünstig. Die vierte Gruppe wird wegen der sehr
kleinen Stichprobe von n= 3 Einsatzkräften aus weiteren Analysen
ausgeschlossen. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen zeigten sich
ausschließlich bei der Wahr-nehmung von Ressourcen der Organisation, wie
Kontrolle, Gratifikation, Fairness, Vorge-setztenverhalten und
Kommunikationskultur. Die Zugehörigkeit zu Organisationseinheiten und
Dienststellen mit ausgewogenem und günstigem Organisationsklima erhöht die
Chan-cen für eine hohe Verbundenheit mit der Organisation und senkt offenbar
das Risiko durch die Arbeit auszubrennen (Komponente Erschöpfung).
Burnoutrelevant sind hohe quantitative Arbeitsanforderungen (g= 0,45) und
Einsätze, die z. B. durch körperliche Angriffe oder sehr engen Kontakt mit dem
Patienten geprägt sind (g= 0,24). Ein hohes Erschöpfungsausmaß (Burnout) hängt
signifikant und eng mit einem geringeren körperlichen Wohlbefinden zu-sammen
(b= -0,66). Günstige Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden scheint die
Wahrnehmung einer hohen professionellen Effizienz zu haben (b= 0,26).
Commitment wird stark durch Zynismus negativ beeinflusst (b= -0,65).
Ressourcen der Organisation, wie Grati-fikation/Fairness (g= 0,41),
Vorgesetztenverhalten (g= -0,32), Kommunikationskultur (g= 0,39) und
Teamparameter (g= 0,31) variieren signifikant gemeinsam mit dem Commitment,
ein hohes Commitment scheint Prädiktor für höheres Engagement zu sein (b=
0,53). Alle untersuchten Pfadmodelle weisen, z. T. nach Modifikation, eine
befriedigende Anpassung zu den Daten auf. Bei den anschließenden
Moderatoranalysen wurden potenzielle Puffereffekte auf Zusammenhänge zwischen
Anforderungen und Burnout deutlich. Von Bedeutung sind ins-besondere
Kontrolle, Gratifikation und Fairness. Im Burnoutkontext sind
Vorgesetztenverhalten, Kommunikationskultur, Teamwork und Zusammenhalt im Team
bedeutsam. Diskussion. Die Ergebnisse stehen weitgehend im Einklang mit den
Annahmen der zugrun-deliegenden Theorien. In Gruppen mit einer günstigen
Ressourcenausstattung sind gesün-dere Einsatzkräfte mit einer höheren
Verbundenheit anzutreffen. Burnout wird maßgeblich durch quantitative
Überforderungen und in geringerem Ausmaß durch eine hohe persönliche
Betroffenheit erklärt. Die untersuchten Arbeitsanforderungen stehen
insbesondere mit der Burnoutkomponente Erschöpfung im Zusammenhang. Das
körperliche Wohlbefinden wird wahrscheinlich durch Arbeitsanforderungen,
vermittelt über Burnout, beeinflusst. Dabei geht der größte Einfluss von der
Burnoutkomponente Erschöpfung aus. Gratifikation, Fairness,
Kommunikationskultur und ein guter Zusammenhalt im Team haben offenbar eine
maßgebli-che Bedeutung für das Commitment. Das Engagement ist umso höher, je
größer das Com-mitment ist. Ausgehend von diesen Ergebnissen und denen der
Moderatoranalysen zeich-nen sich folgende Handlungsebenen für die
gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeit im Rettungsdienst ab: Fortführen
bereits bestehender Angebote zur Vorbereitung auf belasten-de Einsätze,
selektive Erweiterung von Kontrolle und Handlungsspielräumen unter klarer
Bezugnahme auf die Arbeit außerhalb von Einsätzen, Ausbau von Rückmelde- und
Feedbacksystemen, eine transparente und faire Ressourcenverteilung
(Aufstiegschancen, Zu-gang zu Aus-, Fort- und Weiterbildung, Bezahlung),
selektive Delegation von Verantwortung durch Vorgesetzte auf Einsatzkräfte,
Gestaltung einer transparenten und berechenbaren Informationsweiterleitung und
das Ermöglichen einer verlässlichen Zusammenarbeit in funktionierenden Teams.
de
dc.description.abstract
Introduction. Research into the stress and demands of ambulance services is
dominated by studies which mainly focus on psychologically highly stressful
traumatizing emergencies and their pathological consequences such as
posttraumatic stress disorder. Little research has been done on specific
aspects of working conditions that the ambulance services are enduring and
their importance for the characteristics of work-related health as well as for
the indicators of commitment. So far, research aimed at investigating the
extensive organizational reality as it is perceived by the ambulance service
personnel (organizational climate) and exploring the importance of the
combination of framework conditions within organizations, job demands and
resources, organizational profiles, has not been carried out. The present
study is based on assumptions of organizational climate research (Organization
Work Health Sys-tem Model, Shoaf, Genaidy, Karwowski & Huang, 2004) as well as
on work-related psychological and organizational-psychological research into
stress and burnout (Job-Demand-Control-Modell, Karasek & Theorell, 1990, Job-
Demands-Resources-Model, Demerouti, Bakker, Nachreiner & Schaufeli, 2001,
Effort-Reward-Imbalance-Model, Siegrist, 2000). The two fields of research
overlap in many aspects, however in terms of content they are not connected
for the most part. Investigations in connection with organizational climate
research focus on the pattern of organizational environments as perceived by
members of the organi-zation as well as on its importance for economic
parameters. In this light, the effects of the organizational climate on health
have rarely been of interest. Studies carried out within work-related
psychological and organizational-psychological research into stress and
burnout of-ten examine comparable organizational environments just like
studies relating to organizational climate research. However it was mostly the
case that these environments were investigated individually and without regard
to their constellation for the health of members of the organization. The
present study aims at investigating job demands and job resources which arise
from working in organizations as characteristics of the organizational climate
including quantitative demands, control, reward, fairness, supervision,
communication culture, teamwork and team cohesion as perceived by the
ambulance service personnel, as well as the person variables of sense of
coherence. They are incorporated as independent variables and as potential
moderator variables in the present study whereas burnout, engagement and
organizational commitment and subjective physical well-being are investigated
as dependent variables. Question. The present study addresses two key
questions: first, is it possible in the ambu-lance service to form
organizational units and service departments into groups by identifying
organizational climate characteristics where the groups differ in terms of job
demand and job resource constellations as well as in the development of
characteristics regarding work-related health.Second, what importance do
demands, resources and their constellation (or-ganizational profile) play when
it comes to subjective characteristics of health in ambulance services.
Methods. A total number of 1.048 ambulance service personnel were invited in
writing to fill out a questionnaire where 316 (30.2%) of them, working in 21
organizational units and ser-vice departments, completed and returned the
questionnaire. Tried and tested measure-ments were used to create the
questionnaire: Organizational Check-up Survey, Maslach Burnout Inventory-
General Survey, Instrument to Collect Work Characteristics in Ambulance
Services, Utrecht Work Engagement Scale, Organizational Commitment
Questionnaire, Questionnaire on the Assessment of Physical Well-being: FEW 16.
In order to answer the questions, the following analysis methods were applied:
hierarchical clustering analysis and partitional clustering analysis
(formation of groups), regression analysis with dummy vari-ables to
investigate the correlation between group affiliation and characteristics of
work-related health, structural equating modeling with AMOS 16.0 to analyze
the importance of job demands and job resources regarding burnout, well-being,
engagement, commitment as well as research of potential moderating effects and
the person with a view to identifying correla-tions between job demands and
burnout. Discussion threads on health-related burnout, or-ganizational culture
and organizational climate research were elaborated on the basis of sys-
tematic literature research and by subsequently carrying out a qualitative
content analysis of the researched material. Results. Four groups of
organizational units and service departments demonstrating signifi-cant
differences in the development of job demands and job resources could be
identified: (1) high in demand and rich in resources – balanced, (2) low in
demand and rich in resources – favorable, (3) high in demand and low in
resources – unfavorable, (4) very high in demand and very low in resources –
very unfavorable. The fourth group is not included in the further analysis due
to the very small partial sample (n = 3 staff members. Significant differences
between the groups could be exclusively observed in the perception of
resources of the or-ganization (control, reward, fairness, supervision,
communication culture). Belonging to an organizational unit/service department
with a balanced and favorable organizational climate increases the possibility
of developing a strong commitment to the organization while at the same time
diminishing the risk of suffering from work burnout (exhaustion component).
Fac-tors that lead to burnout are high quantitative job demands (g= 0,45) and
assignments char-acterized by physical assaults or very close contact to
patients (g= 0,24). A high level of ex-haustion (burnout) is significantly
correlated to a low physical well-being (b= -0,66). However the awareness of a
high professional efficiency seems to have a positive impact on the physical
well-being (b= 0,26). Cynicism has a substantially negative influence on
commit-ment (b= -0,65). Resources of the organization, reward/fairness (g=
0,41), supervision (g= -0,32), communication culture (g= 0,39) and team
parameters (g= 0,31), significantly vary together with the commitment, where a
strong commitment seems to be a predictor of a higher engagement (b= 0,53). It
can be said that the tested models fit the data well. In the following
moderator analyses, indications were that buffer effects existed regarding
correla-tions between job demands and burnout (in this case control, reward
and fairness are par-ticularly significant) as well as the burnout context
(based on supervision, communication culture, teamwork and team cohesion).
Discussion. The results are in line with the assumptions determined by the
underlying theo-ries. Groups enjoying an adequate and convenient availability
of resources are staffed with healthier ambulance service personnel who also
show a stronger commitment. Burnout is significantly related to quantitative
excessive demands and, to a lesser extent, associated with a high personal
concern or empathy. The investigated job demands are particularly cor-related
with exhaustion as a burnout component. The physical well-being is likely to
be influ-enced, via burnout, by job demands with exhaustion as a burnout
component having the largest impact. Reward, fairness, communication culture
and a good team cohesion appar-ently play a decisive role when in comes to
commitment. The higher the commitment, the higher the level of engagement.
Based on these results and the outcome of the moderator analysis, the
following action levels can be identified with a view to creating health
promoting work conditions in the ambulance services. This includes the
continuation of already existing offers designed to prepare for stressful
emergencies and assignments, the selective exten-sion of control and scope of
actions clearly relating to work outside emergencies, the further development
of response and feedback systems, a transparent and fair allocation of re-
sources (promotion prospects, access to education and training, further
education, continu-ing education, salary), a selective delegation of
responsibility to ambulance service person-nel by superior staff (less
administrative and more emergency-related tasks), establishment of a more
transparent and calculable information flow as well as the possibility to set
up func-tioning teams capable of performing reliable teamwork.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
organizational climate
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::150 Psychologie
dc.title
Organisationsprofile und Gesundheit im bundesdeutschen Rettungsdienst
dc.contributor.contact
thomas.hering@hs-magdeburg.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Dieter Kleiber
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Irmtraud Beerlage
dc.date.accepted
2008-12-02
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000006466-2
dc.title.subtitle
Die Bedeutung von Anforderungen und Ressourcen der Arbeit für Engagement,
Commitment, Burnout und Wohlbefinden bei Einsatzkräften im Rettungsdienst
dc.title.translated
Organizational profiles and health in the German ambulance services
en
dc.title.translatedsubtitle
The importance of job demands and work resources regarding the engagement, the
commitment, burnout and the well-being of ambulance service personnel
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000006466
refubium.note.author
spätere Ausgabe unter der URL https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5866
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000004786
dcterms.accessRights.dnb
blocked
dcterms.accessRights.openaire
restricted access