Die philippinische Bevölkerung in Japan bildet mit mehr als 200.000 Einwohnern die drittgrößte ethnische Minderheitengruppe in Japan. Davon sind ca. 77 % Frauen. Dieser große Anteil von Frauen innerhalb der philippinischen Bevölkerung in Japan resultiert daher, dass es seit ca. 35 Jahren fast ausschließlich Frauen, mit dem sog. „Entertainer-Visum“, erlaubt wird nach Japan einzureisen und dort zu arbeiten. Die massive Einreise der philippinischen Entertainerinnen nach Japan erfolgte auf Basis der wirtschaftlichen Interessen beider Ländern im Rahmen der philippinischen Arbeitsexportpolitik, um die immer stärker werdende Nachfrage nach weiblichen Entertainerinnen von Seiten der japanischen Unterhaltungsbranche zu befriedigen, die mit dem wirtschaftlichen Wachstum Japans der 80er Jahre aufblühte. So kamen zum Beispiel von 1992 bis 2005 jährlich ca. 50.000 Filipinas mit dem Entertainer-Visum nach Japan und machten 60 % der ausländischen Entertainerinnen aus. Deswegen gelten die philippinischen Migrantinnen in Japan allgemein als Entertainerinnen, obwohl viele der philippinischen Entertainerinnen mittlerweile, meistens durch die Heirat mit einem Japaner oder durch das gemeinsame Kind mit einem Japaner, in Japan ansässig wurden und aus der Branche ausgestiegen sind. Darüber hinaus haben viele der in Japan lebenden Filipinas nichts mit der Entertainmentbranche zu tun. Die negativen Schlagzeilen gegenüber der philippinischen Entertainerinnen in Medien oder die einseitige Darstellung der Filipinas als ökonomische Akteuerinnen ignorieren die Tatsache, dass Japan bereits der Lebensort für viele Filipinas ist und sie als Bürgerinnen die japanischen Gesellschaft mitgestalten. In meiner Dissertation beschäftige ich mich daher mit den in Japan ansässigen Filipinas, die während ihrer Migration in Japan sozial- politisch aktiv wurden. Ihre sozial-politischen Aktivitäten im Alltag untersuche ich mittels qualitativer Interviews, die ermöglichten, der Subjektivität bzw. der Selbstwahrnehmung der interviewten Filipinas in Japan Relevanz beizumessen und die singuläre Welt dieser Frauen als sozial- politische Akteurinnen zu begreifen. Analysiert wird zunächst die Gründe für die jeweiligen sozial-politischen Aktivitäten der Filipinas in Japan. Dabei wird speziell die subjektiven Aspekte und das äußere Umfeld der untersuchten Frauen und deren Verhältnisse, die sie zu ihren Aktivitäten führten, eruiert. Darüber hinaus erweitere ich auch die Untersuchung des äußeren Umfelds der Filipinas in Japan auf die makrostrukturelle Ebene, um deren Einflüsse auf die subjektive Sicht der Frauen in Betracht zu ziehen. Schließlich diskutiere ich die Dynamik der sozial-politischen Aktivitäten der Migrantinnen in Bezug auf postkoloniale Theorien, die über das alltägliche Leben hinaus, als eine Bewegung „von unten“ in der Aufnahmegesellschaft, aber auch im Kontext der Globalisierung eine sehr wichtige Rolle spielt.
With more than 200,000 people, the Filipino population represents the third- largest ethnic minority in Japan. About 77% of this group are women. This large proportion of women among the Filipino population of Japan is a result of the situation where, for circa 35 years, almost exclusively women, with the so-called “Entertainer Visa”, have been granted entry and the right to work in Japan. The massive influx of female Filipino entertainers into Japan was predicated on the economic interests of the respective countries, in the context of the policy of labor export in the Philippines, to satisfy the ever growing demand for female entertainers in the Japanese entertainment industry that was flourishing with the economic growth in Japan in the 1980's. For example, between 1992 and 2005, ca. 50,000 Filipino women came to Japan each year with the Entertainer visa, where they represented ca. 60% of the foreign female entertainers. For this reason female Filipino immigrants in Japan are largely stereotyped as entertainers, despite the fact that in the meantime many of them, mostly through marriage or by having children with Japanese men, reside in Japan and have left the entertainment industry. Moreover, many of the Filipino women living in Japan were never involved in the entertainment industry. The negative headlines about Filipino entertainers in the media and the one-sided portrayal of the Filipino women as economic actors ignore the fact that many Filipino women lead their lives in Japan and, as citizens, play a role in shaping Japanese society. In my dissertation I address those Filipino women who have become sociopolitically active whilst living in Japan. I examine their sociopolitical activities in day-to-day life through qualitative interviews that ascribe increased relevance to the subjectivity and self-perception of those interviewed, allowing one to perceive more clearly the singular world of these women as sociopolitical actors. To begin with I analyze the reasons for the respective sociopolitical activities of the Filipino women living in Japan. Particular attention is paid to the subjective aspects and the surrounding environments of the women, and how the interplay of these two factors lead to their activities. Furthermore I extend the investigation of the surrounding environments of the women to the macro- structural level, in order to take into consideration its influence on the subjective views of the women. In conclusion I discuss the dynamic of the sociopolitical activities of the immigrant women in relation to post-colonial theories. This dynamic plays an important role, beyond day-to-day life, as a “bottom-up” movement in the host society, and in the context of globalization.