dc.contributor.author
Issever, Ahi Sema
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:50:51Z
dc.date.available
2013-11-26T08:36:07.780Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11083
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15281
dc.description.abstract
Die Osteoporose ist eine systemische Knochenstoffwechselerkrankung, welche
aufgrund einer Minderung der Knochenfestigkeit mit einem deutlich erhöhten
Risiko für Fragilitätsfrakturen verbunden ist. Da mit jeder bereits
aufgetretenen Fragilitätsfraktur das Risiko für eine Folgefraktur um ein
mehrfaches steigt, ist es daher von großer Wichtigkeit, noch vor dem ersten
Frakturereignis die Personen zu identifizieren, die an einer Osteoporose
erkrankt sind. Der radiologisch-diagnostische Ansatz liegt hierbei in der
morphologischen Quantifizierung der Knochenfestigkeit. Derzeitiger
diagnostischer Standard sind sogenannte densitometrische Verfahren, die über
eine indirekte Bestimmung des knöchernen Kalzium- oder Hydroxylapatitgehaltes
die Knochenmineraldichte (=BMD aus dem englischen „bone mineral density“)
bestimmen. Obwohl ein Großteil der Knochenfestigkeit (ca. 60-70%) von der BMD
abhängig ist, haben jedoch große epidemiologische Studien zeigen können, dass
sich Fragilitätsfrakturen allein durch densitometrische Messungen, wie z.B.
die quantitative Computertomographie (QCT), nicht vorhersagen lassen.
Ursächlich für die Diskrepanz zwischen Osteodensitometrie und
Frakturvorhersagekraft ist die Tatsache, dass für die Beurteilung der
Knochenfestigkeit neben der knöchernen Masse an sich u.a. auch die räumliche
Verteilung dieser Masse relevant ist. Mit dem konzeptionellen Überbau der
sogenannten Knochenqualität wird daher all den knöchernen Eigenschaften und
Einflussfaktoren Rechnung getragen, die neben der BMD die Festigkeit eines
Knochens bedingen. Dazu zählen u.a. die Geometrie eines Knochens, die
knöcherne Umbaurate als auch die Makro- und Mikroarchitektur des trabekulären
und kortikalen Knochens, welche die knöchernen Einzelkompartimente darstellen.
In Bezug auf eine bessere Frakturvorhersage hat sich insbesondere die
Betrachtung der trabekulären Mikroarchitektur und die mit ihr verbundene
Strukturanalyse als wegweisend erwiesen. Etliche Studien konnten dabei
belegen, dass ein erhöhtes Frakturrisiko mit signifikanten Störungen der
trabekulären Mikroarchitektur einhergeht. Trotz gleichbleibender BMD können
schon geringe Alterationen im trabekulären Netzwerk die Knochenfestigkeit
beeinträchtigen. Die Mehrzahl der Studien, die sich mit der Osteoporose und
der trabekulären Strukturanalyse befasst haben, wurde aufgrund der geringen
Trabekelgröße (80-200 μm) unter Laborbedingungen mit Mikro-Computertomographen
(μCT) durchgeführt. μCTs bilden die „wahre“ trabekuläre Struktur bei einer
räumlichen Auflösung von bis zu 1 μm ab, sind jedoch auf Messungen an
explantierten Knochenproben beschränkt. Eine Ausnahme sind jedoch die
sogenannten HR-pQCT (aus dem englischen „high resolutional peripheral
quantitative computed tomography) Systeme. Mittels HR-pQCT (Auflösung 41-246
μm) können an peripheren anatomischen Regionen, wie der distalen Tibia und dem
distalen Radius, in-vivo Messungen des trabekulären und kortikalen Knochens
durchgeführt werden, der Zugang zu diesen Geräten ist jedoch weltweit auf nur
einzelne Forschungsinstitute begrenzt (Originalarbeit 5). Obwohl für die
Diagnostik der Osteoporose die Wichtigkeit der trabekulären Strukturanalyse
belegt ist, ist die entsprechende klinisch-radiologische Umsetzung und ihre
Anwendbarkeit an weit zugänglichen Geräten in der Praxis nicht ausreichend
geprüft worden. Die in dieser Habilitationsschrift vereinten Originalarbeiten
1 bis 7 haben sich daher unter Anwendung jeweils klinisch praktikabler
Untersuchungsbedingungen, mit der trabekulären Strukturanalyse und der
Vorhersagbarkeit der Knochenfestigkeit bzw. Frakturprävalenz befasst. In den –
durch die Elsbeth Bonhoff-Stiftung geförderten – Originalarbeiten 1, 2, 4 und
7 wurde evaluiert, wie gut sich die trabekuläre Struktur in einem klinischen
Setting abbilden lässt. Zu diesem Zweck hat unsere Arbeitsgruppe in
Kooperation mit dem Institut für Radiologie an der University at San Francisco
(UCSF) ein experimentelles Studiendesign entwickelt, welches an 15 intakten
Ganzkörperpräparaten und 20 intakten Handpräparaten aus dem Institut für
Anatomie (Charité Universitätsmedizin Berlin) durchgeführt wurde. Zunächst
wurden die (Ganz-)Körperpräparate entsprechend klinischer Protokolle in der
Gantry des Multidetektor-Computertomographen (MDCT) platziert und untersucht.
Bei den untersuchten Körperregionen handelte es sich um die Lendenwirbelkörper
1 bis 3 (Originalarbeit 1), den rechten proximalen Femur (Originalarbeit 2),
beide Calcanei (Originalarbeit 7) und um die Regionen des distalen Radius
(Originalarbeit 4). Mittels MDCT wurden dann die BMD und trabekuläre Struktur-
und teilweise auch Texturparameter (errechnet aus der Verteilung der
Grauwerte) abgleitet. Um die MDCT Strukturparameter mit der realen
trabekulären Struktur zu vergleichen, wurden aus den untersuchten
Körperregionen die Knochen explantiert und mittels hochaufgelöster
Referenzmethoden erneut gemessen. Es zeigte sich letztlich, dass mittels MDCT
die trabekuläre Struktur aufgrund großer Limitationen in der Auflösung nur
sehr stark eingeschränkt abzubilden ist. Mit dem angewandtem Studiendesign
konnte unsere Arbeitsgruppe zeigen, dass mit simulierten klinischen
Untersuchungsbedingungen einzig der Parameter BV/TV (=bone volume/total
volume) mit durchweg hohen bis sehr hohen Korrelationen (r = 0,75-0,96) zu
reproduzieren ist. Zu bedenken ist hierbei jedoch, das BV/TV im eigentlichen
Sinne kein Strukturparameter, sondern eine Art Knochendichteparameter ist, der
den Anteil des Knochenvolumens in Bezug zum Gesamtvolumen setzt. Auch wenn die
strukturanalytischen Ansätze anscheinend nur für BV/TV anwendbar sind, zeigten
sich in Originalarbeit 2 beim Vergleich von Texturparametern mit den
Strukturparameter Tb.Sp (=trabecular separation) und Tb.N (=trabecular number)
sehr hohe Korrelationen (r = 0,83-0,86), so dass der Schluss gezogen werden
kann, dass texturanalytische Verfahren geeigneter sind, um die trabekuläre
Struktur zu beschreiben. An der University of California at San Francisco
wurden in kleineren Patientenstudien (Originalarbeit 5 und 6), alternativ zur
MDCT, mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und HR-pQCT trabekuläre
Strukturparameter ermittelt und in Kombination mit Parametern des kortikalen
Knochens betrachtet. Es zeigten sich in beiden Studien inverse
Wechselbeziehungen zwischen diesen beiden Knochenkompartimenten. Zusätzlich
wiesen in der Originalarbeit 6 die trabekulären Strukturparameter am distalen
Radius hoch signifikante Korrelationen (r=0,59, p<0,0001) zur lokalen, mittels
QCT gemessenen BMD auf. Perspektivisch ließe sich dies evtl. dazu nutzen, die
mittels Osteodensitometrie erfolgenden Verlaufskontrollen in der Osteoporose-
Therapie partiell durch MRT Verlaufskontrollen zu ersetzen. In Bezug auf die
Differenzierung zwischen einer Fraktur-gefährdeten Gruppe und einer
Kontrollgruppe (Originalarbeit 5), erwies sich am distalen Radius die mittels
HR-pQCT gemessene Porosität des kortikalen Knochens – im Vergleich zur
trabekulären Struktur – als wegweisender. So manifestierte sich in der
Fraktur-gefährdeten Gruppe eine um 151% erhöhte Porosität (p<0,05), wohingegen
keine statistisch signifikanten Veränderungen in der trabekulären
Mikroarchitektur nachweisbar waren. In den Originalarbeiten 1 und 7 wurden die
Knochenproben der Lendenwirbelkörper und Calcanei zusätzlich virtuellen und
realen biomechanischen Tests unterzogen – durchgeführt durch die UCSF und das
AO Forschungsinstitut in Davos – und in Bezug gesetzt zur BMD und zu den
trabekulären Struktur- und Texturparametern. Es zeigte sich in beiden
Arbeiten, dass die BMD als Einzelparameter entgegen der Ausgangshypothese der
Parameter mit der höchsten prädiktiven Kraft zur Beurteilung der
Knochenfestigkeit war (R2 = 0,56 – 0,60). Sämtliche Strukturparameter waren
der BMD diesbezüglich unterlegen. Die prädiktive Kraft der BMD konnte sogar
weiter gesteigert werden (R2 = 0,72 – 0,80), indem selbige mit
Texturparametern kombiniert wurde. Für die Differenzierung zwischen Patienten
mit Fraktur und denen ohne erwiesen sich auch in Originalarbeit 3 – eine
Kooperation mit der Universität Hall in Tirol und der Universität Innsbruck –
die Texturparameter und die BMD als geeignet. Es zeigte sich sogar, dass eine
Vorhersage bzgl. des Frakturtyps bzw. bzgl. des Verlaufes der Frakturlinie im
proximalen Femur möglich ist. Fazit ist demnach: Aus klinisch-radiologischer
Sicht ist der trabekuläre Knochen nur mit sehr starken Einschränkungen
darstellbar. Mit Ausnahme der HR-pQCT, zu der es aber nur limitierten Zugang
über wenige Forschungsinstitute gibt, versagen strukturanalytische Ansätze in
der Praxis. Trotz alledem kann die Diagnostik der Osteoporose verbessert
werden, in dem die etablierte BMD-Messung mit trabekulären Texturparametern
ergänzt und kombiniert wird.
de
dc.description.abstract
Osteoporosis is a systemic disorder of bone metabolism associated with a very
high risk of fragility fractures due to loss of bone stability. Each
osteoporotic fracture multiplies the risk of suffering another fracture.
Therefore, it is very important to identify individuals at risk before the
first fracture occurs. The radiologist’s approach to the diagnosis of
osteoporosis is to morphologically quantify bone stability. Currently, the
standard diagnostic tests are based on densitometry, which means that they
determine bone mineral density (BMD) by indirectly measuring calcium or
hydroxyapatide content of bone. While bone stability is mainly determined by
BMD (approx. 60-70%), large epidemiologic studies have shown that
densitometric methods such as quantitative computed tomography (QCT) alone do
not adequately predict the risk of osteoporotic fractures. The inadequacy of
osteodensitometry in estimating the fracture risk is attributable to the fact
that bone stability is not determined by bone mass alone. Other factors are
involved such as how the bone mass is distributed. The concept of bone quality
aims at integrating all properties of bone and all factors that determine bone
stability besides BMD. Among others, these properties include bone geometry,
the bone conversion rate, and the macro- and microarchitecture of trabecular
and cortical bone – which constitute the two bone compartments. Assessment of
trabecular microarchitecture by structural analysis have proven pivotal for a
better prediction of fracture risk. Numerous studies have shown that an
increased fracture risk is associated with significant alterations in
trabecular microarchitecture. With BMD being the same, already slight changes
in the trabecular network can impair bone stability. Most studies of
trabecular structure in osteoporosis were performed as laboratory experiments
using micro-computed tomography (μCT) due to the small trabecular size (80-200
μm). μCT depicts “true” trabecular structure with a spatial resolution of up
to 1 μm; however, it can only be performed on ex-vivo bone specimens. An
exception are so-called high-resolution peripheral quantitative computed
tomography systems (HR-pQCT), which have a resolution of 41-246 μm and allow
in vivo measurement of trabecular and cortical bone in peripheral anatomy such
as the distal tibia and the distal radius. Only a few research centers
worldwide have access to this equipment (Original article 5). While the
importance of trabecular structure analysis for the diagnosis of osteoporosis
is well established, only little research has been done on the translation
into radiological practice and the assessment of trabecular structures using
widely available techniques. This habilitation thesis compiles seven original
articles (1 to 7) that investigated trabecular structure analysis and its
predictive value for bone stability or fracture prevalence under conditions
that can be used in clinical routine. Four of the studies compiled here
(original articles 1, 2, 4, and 7) were supported by a grant from the Elsbeth
Bonhoff Foundation. These four studies investigated how trabecular structure
can be assessed under clinical conditions. For this purpose, our study group,
in cooperation with the Department of Radiology of the University of
California, San Francisco (UCSF), developed an experimental study design
involving the use of 15 complete bodies and 20 intact hands from the Institute
for Anatomy (Charité - Universitätsmedizin Berlin). In a first step, the
bodies and hands were placed in the gantry of a multidetector computed
tomography system (MDCT) and examined using clinical protocols. The skeletal
regions examined were lumbar vertebrae 1 to 3 (original article 1), the right
proximal femur (original article 2), the two calcanei (original article 7),
and the regions of the distal radius (original article 4). In these studies,
MDCT was used to determine BMD and trabecular structure parameters as well as,
in some instances, textural parameters (calculated from the distribution of
gray-scale values). For comparison of MDCT-derived structural parameters with
the true trabecular structure, the bones from the target regions examined by
CT were explanted and assessed with high-resolution reference techniques.
Overall, the results show that MDCT is limited by poor resolution in depicting
trabecular structure. With the study design used, our group found that, under
simulated clinical conditions, BV/TV (bone volume/total volume) was the only
parameter that could be consistently reproduced with high to very high
correlations (r = 0.75-0.96). However, it must be noted that BV/TV is not a
proper structural parameter but rather a type of bone density parameter, which
expresses bone volume in relation to total volume. Although it appears that
the structural analysis approaches are only valid for BV/TV, original article
2 demonstrates very high correlations for the comparison of textural
parameters with two structural parameters - Tb.Sp (trabecular separation) and
Tb.N (=trabecular number) (r = 0.83-0.86). These findings suggest that
textural analysis may be more suitable for assessing trabecular structure.
Smaller patient studies conducted at the University of California, San
Francisco (original articles 5 and 6) determined trabecular structure
parameters using magnetic resonance imaging (MRI) and HR-pQCT, as alternatives
to MDCT, and analyzed these in conjunction with parameters of cortical bone.
Both studies revealed inverse relationships between these two bone
compartments. In addition, original article 6 showed trabecular structural
parameters determined in the distal radius to highly significantly correlate
(r=0.59, p<0.0001) with local BMD determined by QCT. This opens up the
perspective that MRI follow-up might partially replace follow-up using
osteodensitometry in patients on osteoporosis treatment. With regard to the
differentiation of a group of patients at risk of fracture and a control group
(original article 5), the porosity of cortical bone measured in the distal
radius by means of HR-pQCT turned out to be more promising compared with
trabecular structure. In this study, porosity was 151% higher in the group at
risk of fracture (p<0.05), whereas no statistically significant difference in
trabecular microarchitecture was revealed. In original articles 1 and 7, bone
specimens from the lumbar vertebrae and calcanei were additionally subjected
to virtual and real biomechanical tests – conducted by UCSF and the AO
Research Institute in Davos – and the results were related to BMD and to
parameters of trabecular bone and texture. In both studies, the initial
hypothesis was refuted and BMD turned out to be the parameter with the highest
predictive power for assessing bone stability when used alone (R2 = 0.56 –
0.60). All structural parameters were inferior to BMD in this respect. The
predictive power of BMD could even be enhanced further (R2 = 0.72 – 0.80) by
combining it with textural parameters. Textural parameters and BMD were also
found to be suitable for separating patients with and without fractures in
original article 3, which presents a study conducted in cooperation with Hall
University in Tirol and Innsbruck University. This study even showed that the
fracture type or the course of the fracture line in the proximal femur could
be predicted. In conclusion, the studies outlined indicate that, from the
clinical radiologist’s perspective, assessment of the trabecular bone by
imaging is of little value. Except for HR-pQCT, which, however, is only
available at a few research centers, bone assessment using structural analysis
does not stand the test of practice. Nevertheless, the diagnostic evaluation
of osteoporosis can be improved by supplementing and combining established BMD
measurement with trabecular texture parameters.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
trabecular bone
dc.subject
structure analysis
dc.subject
texture analysis
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Diagnostik der Osteoporose jenseits der Knochenmineraldichte
dc.contributor.contact
ahi-sema.issever@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Professor Dr. rer. nat. C.-C. Glüer
dc.contributor.furtherReferee
Professor Dr. med. F. Wacker
dc.date.accepted
2013-11-11
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000095562-4
dc.title.subtitle
Anwendbarkeit der trabekulären Knochenanalyse
dc.title.translated
Diagnosis of osteoporosis beyond bone mineral density
en
dc.title.translatedsubtitle
practicability of trabecular bone analysis
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000095562
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000014407
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