Diese Dissertation untersucht die Ansätze einer nachhaltigen Energiepolitik in der Russischen Föderation. Ziel ist es, die Veränderung der Politik für erneuerbare Energien in Russland im Zeitraum zwischen 1998 und 2013 zu erklären. Anfang und Mitte der 90-er Jahre noch kaum auf der politischen Agenda, wird zu erneuerbaren Energien im Jahre 1999 ein eigenständiger Gesetzentwurf erarbeitet, dem aber der damalige Präsident Jelzin die Unterschrift verweigert. Im Jahre 2013 treten erste Maßnahmen der staatlichen Förderpolitik in Kraft. Was hat die Entwicklung der Förderpolitik für erneuerbare Energien im Laufe dieser 15 Jahre ermöglicht? Welche Bedingungen, Faktoren und Akteure haben die Entwicklung positiv wie negativ beeinflusst? Die Analyse der Entwicklung auf föderaler Ebene wird durch den Exkurs zur Region Murmansk ergänzt, die durch ein großes Potenzial an erneuerbaren Energien, eine heterogene Interessenlage und die Notwendigkeit einer sicheren und umweltfreundlichen Energieversorgung hervorsticht. Mit der Untersuchung wird das Problem der Transformation der Energiepolitik von Ländern aufgegriffen, die reich an konventionellen Energieträgern sind, und in denen die Erarbeitung einer umfassenden, umweltfreundlichen, an erneuerbaren Energien orientierten Energiestrategie zwar noch weitgehend aussteht, immerhin aber in Ansätzen bereits begonnen hat. Die Politikveränderungen zwischen 1998 und 2013 werden als Policy-Wandel gesehen, für dessen Erklärung der Advocacy Coalition-Ansatz von Paul Sabatier und Hank Jenkins-Smith und die Theorie des institutionellen Wandels von Douglass C. North genutzt werden. Dabei werden theoretische Stärken und Schwächen sowie die Möglichkeiten der gegenseitigen Verstärkung aufgezeigt. Bei der Einzelfallstudie wird eine qualitative Inhaltsanalyse der Quellen durchgeführt, zu denen u.a. eine beachtliche Reihe von öffentlich nicht zugänglichem internem Material in russischer Sprache gehört. Die Analyse erlaubt einen tiefen Einblick in den Entwicklungsprozess der russischen Politik und in die Erklärungen für eine innovative und modernisierende Entwicklung in einem Bereich, der in Russland sonst eher konservativ und traditionell aufgestellt ist. Politische Entscheidungsfindung und Gesetzentwicklung in Russland, aber auch Lobbyarbeit insbesondere der russischen Wirtschaft werden dabei unter die Lupe genommen. Die Arbeit bietet außerdem einen Überblick über die Entwicklung der russischen Energiepolitik, deren Akteure und über die Lage der Energiewirtschaft.
This dissertation examines the approaches toward a sustainable energy policy in the Russian Federation. It aims to explain the policy change towards renewable energies in Russia between 1998 and 2013. Being only slightly on the agenda in the early and mid-nineties, in 1999 a proposal of law was developed – but President Jelzin refuses to sign it. In 2013 the first measures of a governmental funding policy came into effect. What has enabled the funding policy for renewable energies in the course of these 15 years? Which conditions, factors and actors have influenced this development in a positive or negative way? The analysis of the development on the federal level is completed by an excursus of the region of Murmansk with its large potential of renewable energies, its heterogenous layer of interests and its necessity of a secure and environmentally friendly energy supply. This dissertation discusses the problem of transformation of an energy policy in countries which are rich in conventional sources of energy and where the development of an energy strategy that is comprehensive, environmentally friendly and oriented towards renewable energies is still missing to a wide extent, but at least has started. The shift in policy between 1998 and 2013 is seen as a policy change that is explained by using the advocacy coalition framework of Paul Sabatier and Hank Jenkins-Smith as well as the theory of institutional change of Douglass C. North. Strengths and weaknesses in these theories, as well as the mutual possibilities for strengthening, are shown. The case study carries out a qualitative analysis of the content of the sources, of which a remarkable number is internal material in Russian that is not publicly accessible. The analysis allows a deep insight into the development of Russian politics and into explanations of an innovative and modernizing development in a sector that in Russia is usually conservative and traditionally oriented. Political decision making and law making processes in Russia, but also the lobbying especially of the Russian economy, is looked at closely. This dissertation offers an overview of the development of the Russian energy policy, its actors, as well as the situation of power engineering.