dc.contributor.author
Pirsich, Carolin (geb. Ubben)
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:28:04Z
dc.date.available
2011-01-12T08:40:28.762Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10512
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14710
dc.description.abstract
Bei chronisch psychisch kranken Patienten besteht die Notwendigkeit einer
Langzeitbewältigung ihrer Erkrankungen. Nach einer stationären,
psychosomatischen Rehabilitation stehen sie vor der Aufgabe, eine
weitergehende Förderung und Verstetigung von erworbenen Bewältigungsstrategien
sowie deren Transfer in den Alltag zu gewährleisten. Zur Unterstützung werden
hierfür Nachsorgeaktivitäten (z.B. Selbsthilfegruppen) von
Rehabilitationskliniken empfohlen. Das Projekt Internet-Forum Seehof wurde für
das Rehabilitationszentrum Seehof (DRV) bzw. die Abteilung für
Verhaltenstherapie und Psychosomatik konzipiert und bietet allen chronisch
psychisch kranken Patienten bei Entlassung eine Nachsorge in Form einer zeit-
und ortsunabhängigen Internet-Selbsthilfe an. Zunächst wurde für o.g.
Patienten (n = 1842) ein selbstbestimmtes Internet-Forum Seehof als reines
Selbsthilfeangebot konzipiert und installiert. Nach 1 Jahr
Durchführungszeitraum wurde ein zweites, identisches, jedoch um eine
Moderation erweitertes Internet-Selbsthilfeangebot für ebenfalls 1 Jahr mit
einer neuen, vergleichbaren Patientengruppe (n = 893) durchgeführt und
untersucht. Die Moderatorin stellte gesundheitsförderliche Diskussionsthemen
(z.B. zu Möglichkeiten der Krankheitsbewältigung) bereit, regte zu
konstruktiven Textbeiträgen und Interaktionsverhaltensweisen an. Die
empirische Untersuchung soll Daten bzw. Aussagen über die Art und Weise der
Benutzung, die Determinanten und die Effekte der Nutzungssituation in den
Internet-Selbsthilfe-Foren liefern. Außerdem wird untersucht, ob sich
diesbezüglich Unterschiede zwischen den zwei verschiedenen Internet-
Selbsthilfeangeboten ergeben. Ein entsprechend vorab formulierter
Forschungsfragen entwickeltes Kategoriensystem erfasst das Vorkommen, den
Umfang und die Ausrichtung (z.B. konstruktiv, destruktiv) von
gesundheitsförderlichen Gesprächsthemen (z.B. über Bewältigungsstrategien),
von gesundheitsförderlichen Gruppenwirkfaktoren (z.B. emotionale
Unterstützung) und typischen Medienmerkmalen (z.B. Anonymität) in den
Internet-Foren bzw. den textbasierten Patientenbeiträgen. Die für die
einzelnen Kategorien des Kategoriensystems berechneten Reliabilitäts- bzw.
Cronbachs-Alpha-Koeffizienten liegen zwischen r=.82 und r=.95 (bei jeweils p <
0.01). Ergebnisse: Im selbstbestimmten Internet-Forum haben sich von 1842
informierten Patienten 144 (8%) angemeldet. 46 (32 %) der angemeldeten
Patienten haben Beiträge geschrieben. Im moderierten Internet-Forum haben sich
von 893 informierten Patienten 76 (8,5 %) angemeldet und 33 (ca. 43 %) der
angemeldeten Patienten haben aktiv und damit tendenziell (jedoch nicht
signifikant) mehr Beiträge verfasst, als dies im selbstbestimmten Forum der
Fall ist. Im Vergleich zur Beteiligungsrate von etwa 8% in den Internet-Foren
zeigte sich in demselben einjährigen Untersuchungszeitraum eine geringere
Patientenbeteiligung von lediglich 3% an der IRENA-Nachsorgegruppe, die „face-
to-face“, orts- und zeitgebunden in der Reha-Klinik Seehof stattfindet. Die
Nutzer beider Foren sind bezüglich soziodemografischer Merkmale und
ICD-10-Diagnosen (vorwiegend aus den Bereichen F1, F3, F4 und F6)
vergleichbar. Die Foren-Nutzer beider Foren unterscheiden sich hinsichtlich
der ICD-10-F-Diagnosen nicht von den Nicht-Nutzern (weisen somit typische
Diagnosen psychisch kranker Rehabilitanden auf), sind im Vergleich zu Nicht-
Nutzern jedoch signifikant jünger, überwiegend weiblich, gebildeter, arbeiten
aktuell entweder Vollzeit oder sind arbeitslos, besitzen tendenziell einen
mindestens einfachen, meist mittleren Beamten-/Angestelltenstatus und haben
vornehmlich einen vollstationären Rehabilitationsklinik-Aufenthalt hinter
sich. Die Foren-Nutzer nehmen durchschnittlich 50-60 Tage in ihrem Forum teil,
verfassen durchschnittlich ca. 7-15 Beiträge (im moderierten Forum ist die
Beitragsmenge tendenziell, jedoch nicht signifikant größer), schreiben
überwiegend anonym und vorwiegend asynchron zu unterschiedlichen Tages- und
Abendzeiten. Dabei nehmen sie interaktiv aufeinander Bezug, antworten
signifikant mehr auf Beiträge von Mitpatienten, als dass sie neue Beiträge
schreiben. Sie schaffen in ihren Foren-Beiträgen eine vornehmlich neutral-
positive Grundstimmung, die im moderierten Forum signifikant ausgeprägter ist
als im selbstbestimmten Forum. In beiden Foren äußern sich die Patienten
signifikant mehr zu „gesundheitsförderlichen Gesprächsthemen“, als dass sie
Small-Talk betreiben. In beiden Foren tragen die Patienten maßgeblich zur
Ausbildung von „gesundheitsförderlichen Gruppenwirkfaktoren“ bei. Im Gegensatz
zum selbstbestimmten Forum zeigen sich im moderierten Forum zum einen
signifikant mehr Äußerungen zu gesundheitsförderlichen Gesprächsthemen, zum
anderen bilden sich signifikant verstärkt „gesundheitsförderliche
Wirkfaktoren“ aus (Gruppenkohäsion, emotionale Unterstützung und Selbstöffnung
der Teilnehmer). Schlussfolgerung: Die ausgetauschten Inhalte und
Gruppenwirkfaktoren sind in beiden Internet-Foren mehrheitlich auf
Gesundheitsthemen bezogen wie ebenso auf gegenseitige Unterstützung und
Beratung hin ausgerichtet. Das Konzept „moderiertes Internet-Forum“ ist
insbesondere zu befürworten, da es sich als kommunikativer und vermehrt in der
Lage erwies, den Austausch gesundheitsförderlicher Inhalte und Prozesse
hervorzubringen. Die Nutzung von Internet-Foren kann demzufolge als eine
Selbsthilfemaßnahme und somit als eine Variante rehabilitativer Nachsorge
angesehen werden kann. Eine weiterführende Erhebung von Kosten-Nutzen- und
Wirksamkeitsdaten wäre wünschenswert, um Aussagen über die therapeutische
Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen treffen zu können und den
technischen, organisatorischen und personellen Aufwand zu rechtfertigen.
de
dc.description.abstract
After having received an in-patient-treatment in a psychosomatic
rehabilitation, chronic mentally ill patients need to cope with their diseases
on a long term base. They are confronted with the task to sustain and develop
the acquired coping strategies as well as to integrate them into their
everyday life. To support these efforts, rehabilitation clinics recommend
follow-up care (e.g. through self-help groups). The project “Online discussion
group Seehof” was designed for the rehabilitation center Seehof (DRV), in
particular for the department for behavior therapy and psychosomatic medicine.
It offers follow-up care independent of time and place by means of internet-
based self-help and addresses patients suffering from chronic mental disorders
at the time of discharge. An autonomous online discussion forum was planned
and set up for the patients (n = 1842) mentioned above, first as a plain self-
help service. After one year of use, a second identical online discussion
board was set up for a new comparable group of patients (n = 893) also for one
year with the difference of adding a forum moderation. The moderator initiated
discussion about subjects beneficial to the patients’ health (e.g. coping
strategies) and encouraged constructive messages and interaction. This
empirical study analyzes the use, the determinants and the effects of the two
online self-help groups. Further, it investigates whether there are
differences between the two settings in that regard. A set of categories was
designed, based on previously developed research questions. It records the
occurrence, the extent and the direction (e.g. constructive, destructive) of
beneficial topics (e.g. about coping strategies), of beneficial group
determinants (e.g. emotional support) and typical characteristics of the
communication medium (e.g. anonymity) in the postings of the patients taking
part in the discussion groups. The reliability coefficients (Cronbach's alpha)
of the categories are between r=.82 and r=.95 (with p < 0.01). Results: In the
autonomous online self-help group, 144 (8 %) of 1842 invited patients
registered. 46 (32 %) of these registered patients wrote messages. In the
moderated group, 76 (8.5 %) of 893 invited patients registered and 33 of them
(ca. 43%) sent postings. The moderated group thus sent (non significant) more
messages than the autonomous group. The participation rate of ca. 8 % of the
patients in the online discussion groups was higher compared to the
participation rate of only 3 % who took part in the IRENA follow-up group,
which was conducted face-to-face, location- and time-dependent in the
rehabilitation center Seehof during the same investigation period of one year.
The users of both online self-help groups are comparable in regard to socio-
demographic attributes and ICD-10-diagnoses (mostly F1, F3, F4 and F6). The
users of the online self-help groups don’t differ from the non-users
concerning the ICD-10-F-Diagnoses (thus showing typical diagnoses of mentally
ill rehabilitants), but compared to the non-users they are significantly
younger, mostly female, well-educated, unemployed or working fulltime, having
at least a lower, mostly a middle, civil servant or employee status and in the
majority of cases have received an in-patient treatment. The users of the
online self-help groups participate on average 50-60 days in the online
discussion forums, post approximately 7-15 messages (the amount of postings is
a little but not significantly bigger), post mostly anonymously and
asychronical at various times of day and evening. They refer interactively to
each other, reply significantly more frequent to other patients than writing
new messages. Through their postings they create a mainly neutral-positive
atmosphere, that is significantly more pronounced in the moderated online
forum than in the autonomous one. In both online discussion groups, the
patients significantly more address “beneficial topics” than doing small talk.
In both online forums, the patients relevantly contributed to build up
“beneficial group determinants”. In opposition to the autonomous forum, the
moderated forum contained significantly more messages about beneficial topics
and significantly more “beneficial determinants” (group cohesion, emotional
support and self-disclosure) emerged. Conclusion: The discussions and group
determinants mainly focus health issues as well as mutual support and advice.
The concept of a “moderated internet forum” is to be favored, in particular as
it is more communicative and it more often produces the exchange of beneficial
content and processes. The employment of online discussion groups therefore
can be regarded as a self-help method and thus as an alternative way of
providing rehabilitative follow-up care. It would be desirable to collect
further data with respect to cost-benefit-issues and efficacy, in order to be
able to assess the therapeutic efficacy of the actions carried out and to
justify the technical, organizational and personal effort.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
self-help group
dc.subject
post-rehabilitation support
dc.subject
psychosomatic rehabilitation
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Internetbasierte Selbsthilfegruppe mit und ohne Anleitung in der
Anschlussbetreuung nach einer stationären psychosomatischen Rehabilitation
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. M. Linden
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. H.-Chr. Deter
dc.date.accepted
2011-02-04
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000019524-7
dc.title.translated
Internet-based self-help group with and without online-moderation as post-
rehabilitation support
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000019524
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