Schichtarbeit kann multiple Einflüsse auf die Gesundheit und insbesondere auf den Schlaf haben. Ziel der vorliegenden Arbeit war die objektive und subjektive Analyse des individuellen Schlafverhaltens von Schichtarbeitern/-innen verschiedener Berufsgruppen. Dabei stand der mittels Aktimetrie gemessene Einfluss der Schichtarbeit auf Schlafdauer (TST), Schlafeffizienz (SE), Zeit im Bett (TIB) und Einschlaflatenz (SL) im Fokus. Zusätzlich sollten mit einem speziell entwickelten Fragebogen nach organisationspsychologischen Faktoren, sogenannte Gesundheitsindikatoren, gesucht werden, welche sich positiv oder negativ auf Gesundheit und Schlaf auswirken können. Diese Erkenntnisse könnten einem neuen gesundheitspräventiven Ansatz in der betrieblichen Gesundheitsförderung dienen. Methodik: Zur Erfassung des Einflusses auf den Schlaf wurde eine Kombination aus Fragebögen und Aktimetrie (kleine am Hand- oder Sprunggelenk getragene Bewegungssensoren) verwendet. 421 Schichtarbeiter/-innen (ca. 66,37 % weiblich, Durchschnittsalter zwischen 40 und 49 Jahren) verschiedener Betriebe und Schichtmodelle füllten einen Fragebogen (DbG) aus, der Items der Kategorien „Gesundheit“, „Stress“, „Arbeitssituation“, „Persönliche Einstellung“ beinhaltete, sowie medizinische Fragebögen zu „Chronotyp (D-MEQ)“, “Restless-Leg-Syndrom“ (RLS-DI), „Tagesmüdigkeit“ (ESS) und „Insomnie“ (ISI). Die Aktimeter wurden in Kombination mit dem Ausfüllen eines Schlaftagebuches ca. 14 Tage kontinuierlich von einer Subgruppe von 192 Schichtarbeitern/-innen getragen. Ergebnisse: Alle Arbeiter/-innen schliefen mit M = 5,65 Std. (SD = 0,96) zu wenig. Die Schlafeffizienz war mit M = 83,49 % (SD = 6,62) zu kurz. Die durchschnittliche Einschlafzeit lag bei M = 7,5 Min. (SD = 9,70). Junge Menschen schliefen schneller ein, länger und hatten eine bessere Schlafeffizienz. 43,9 % der Teilnehmer/-innen zeigten erhöhte Werte in der Tagesmüdigkeit (ESS-Score > 10), 79,42 % insomnische Beschwerden (ISI-Score > 7), sowie 22,37 % eine RLS-Symptomatik im RLS-DI. Erste Analysen des Fragebogens der BGF zeigten folgende Gesundheitsindikatoren: “berufliche Wertschätzung”, “Lernmöglichkeiten”, “positiver Kundenkontakt” und “hohe Arbeitsidentifikation”. Dauernachtschichtarbeiter/-innen berichteten über weniger Anspannung und weniger körperlicher und geistiger Erschöpfung. Arbeiter/-innen mit insomnischen Beschwerden zeigten erhöhte Werte in der negativen Wahrnehmung ihrer Arbeit. Schlussfolgerung: Wir konnten aufzeigen, dass der Großteil der Schichtarbeiter/-innen an einem chronischen Schlafdefizit litt und eine nicht ausreichende Schlafeffizienz von unter 85 % aufwies. Weiterhin konnten erstmals betriebliche Faktoren gefunden werden, welche den Schlaf der einzelnen Mitarbeiter/-innen beeinflussen können. Zusammenfassend konnte erstmalig gezeigt werden, dass die Kombination aus betriebsorganisatorischen/-psychologischen und medizinischen Fragebögen, sowie der objektiven Messung schlafbezogener Parameter mittels Aktimetrie sinnvoll ist, um in Unternehmen wissenschaftliche Untersuchungen zur Schlaf-Wach- Gesundheit und deren Einfluss auf die Gesundheit und Befindlichkeit der Betroffenen durchzuführen. Zukünftige Interventionsstudien werden nachweisen, ob Verbesserungen der Schlafgesundheit zur Leistungssteigerung im Betrieb und betriebliche Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafes führen können.
Shift work can have multiple impacts on health and sleep. Aim of this study was the objective and subjective analysis of individual sleep behavior of shift workers in different professions. The focus here was the influence of shift work on sleep duration (TST), sleep efficiency (SE), time in bed (TIB) and sleep latency (SL), measured by actigraphy. In addition we used a specially designed questionnaire to find organizational psychological factors, so-called health indicators, which may have a positive or negative impact on health and sleep. These findings could serve a new health preventive approach in occupational health promotion. Methods: To determine the influence on sleep we used a combination of questionnaires and actigraphy (small movement sensors worn on wrist or ankle). 421 shift workers (approximately 66.37 % female, average age between 40 to 49 years) of different enterprises and shift models completed a questionnaire (DbG), including items "health", "stress", "work situation" and "personal setting", as well as medical questionnaires "chronotype (D-MEQ)", "restless leg syndrome" (RLS-DI), "daytime sleepiness" (ESS) and "insomnia" (ISI). Actigraphy was continuously worn approximately 14 days in addition with a sleep diary of 192 shift workers Results: All workers slept too short, M = 5.65 hours (SD = 0.96). Sleep efficiency was too low, M = 83.49 % (SD = 6.62). Sleep latency M = 7.5 min. (SD = 9.70). Young people slept longer, had better SE and fell asleep quickly. 43.9 % of participants showed increased values in daytime sleepiness (ESS-Score > 10), 79.42 % signs of insomnia (ISI-Score > 7), and 22.37 % RLS-symptoms. Initial analysis of DbG showed following health indicators: "professional appreciation", "learning opportunities", "positive customer contact" and "high work identification". Permanent night shift workers reported less tension, physical and mental exhaustion. Workers with insomnia showed increased negative perception of their work. Conclusions: The majority of shift workers suffered from a chronic sleep deficit and had insufficient SE (less than 85 %). For the first time operating factors could be found, that may affect the sleep of employees. In summary we demonstrated, that the combination of operating organizational, psychological and medical questionnaires with objective measurement of sleep- related parameters using actigraphy is useful to scientific studies in enterprises on sleep-wake-health and their influence on the mental state and health of workers. Future intervention studies will demonstrate, whether improvements in sleep health will lead to improved operational performance and operational measures to improved sleep.