dc.contributor.author
Reuter, Sebastian
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:23:14Z
dc.date.available
2012-02-06T09:56:00.517Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10418
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14616
dc.description.abstract
Von dem Wissen über die bemerkenswerte Fähigkeit der Leber, selbst nach
ausgedehnten Traumata wieder vollständig zu genesen, ist bereits in Mythen des
antiken Griechenland zu lesen. In den letzten Jahrzehnten haben sich aufgrund
der hohen klinischen Relevanz vermehrt Wissenschaftler den Mechanismen der
Leberregeneration gewidmet. Aufgrund der Komplexität der ineinander spielenden
Mediatorkaskaden bleiben aber auch nach Jahren der Forschung essentielle
Fragen unbeantwortet. Für Patienten mit bestehendem Diabetes mellitus (DM)
wurde wiederholt eine erhöhte Mortalität und Morbidität nach
Leberteilresektionen beschrieben. Ursächlich wurde eine durch die diabetische
Stoffwechsellage gestörte Leberregeneration postuliert. Es liegen aber auch
Studien vor, die für diabetische und nichtdiabetische Patienten von gleichen
Ergebnissen berichten. Da die Patientenkollektive oft nach Grunderkrankungen
selektiert wurden, könnten die widersprüchlichen Daten möglicherweise durch
die Auswahl der Patienten bedingt sein und nicht primär durch Auswirkungen des
Diabetes mellitus. Darum wurde eine multivariate Analyse eines großen, nicht
selektierten Patientenstammes durchgeführt, um den unabhängigen,
prognostischen Wert des Diabetes mellitus in der Leberchirurgie zu eruieren.
Aus einer prospektiven Datenbank wurden 633 erwachsene Patienten ausgewählt,
die einer Leberresektion unterzogen wurden und weder große Bauchoperationen
noch Chemotherapien erhalten hatten. Neben dem Diabetes mellitus wurden sowohl
demographische Daten, als auch Variablen der funktionellen Leberreserve, sowie
der chirurgischen Technik auf ihre Auswirkungen auf Morbidität und Mortalität
nach Leberteilresektion analysiert. 75 Patienten des Gesamtkollektivs hatten
einen Diabetes mellitus (11,8 %) und 96 Patienten (15,2 %) litten an einer
Leberzirrhose. Im Vergleich zu allen nichtdiabetischen Patienten zeigte sich,
dass ein bestehender Diabetes mellitus in der univariaten Analyse mit einer
erhöhten Mortalität korreliert (10,7 % vs. 5,3 % p = 0,047). Diabetische
Patienten waren jedoch auch signifikant älter und hatten eine höhere Prävalenz
an Leberzirrhose. Das multivariate Modell identifizierte als unabhängige
Variablen mit Auswirkungen auf die perioperative Mortalität schließlich nur
das Alter des Patienten, die Albuminkonzentration im Serum, den
Zirrhosestatus, das Ausmaß des chirurgischen Eingriffs und die Ära des
Eingriffs. Insgesamt wurden Komplikationen bei diabetischen und
nichtdiabetischen Patienten in vergleichbarer Frequenz beobachtet (44 % vs. 36
%, p = 0,179). Ebenso wenig gab es signifikante Unterschiede bei der Dauer des
stationären Aufenthaltes in den beiden Gruppen (18,5 ± 1,7 vs. 17,7 ± 1,0
Tage, p = 0,119). Die Raten postoperativen Nierenversagens, prolongierten
Aszites und Pneumonien waren jedoch bei der Gruppe der diabetischen Patienten
höher als in der Vergleichsgruppe. Folgt man etablierten kardiopulmonalen und
chirurgischen Selektionskriterien, so ist der Diabetes mellitus kein
unabhängiger Risikofaktor für eine erhöhte perioperative Mortalität nach
Leberteilresektionen. Obwohl insgesamt die postoperative Morbidität bei
diabetischen und nichtdiabetischen Patienten nicht unterschiedlich war, so
fiel doch ein spezielles Komplikationsmuster der diabetischen Patienten auf.
Für die genauere Untersuchung des Einflusses eines Diabetes mellitus (DM) auf
die Leberregeneration wurden Leberresektionen in verschiedenen diabetischen
Tiermodellen durchgeführt. Im Mausmodell des DM Typ I erfolgte die
Diabetesinduktion durch Streptozotozin (STZ). Mäuse mit fehlender Expression
von Insulinrezeptoren auf den Hepatozyten (LIRKO) dienten als Mausmodell der
hepatischen Insulinresistenz. Diese Tiere und entsprechende Kontrollen wurden
einer 2/3 Leberresektion unterzogen und die anschließende Leberregeneration zu
unterschiedlichen Zeitpunkten (6 bis 96 Stunden postoperativ) beobachtet. Als
Parameter der Leberregeneration wurden Mitoseindices mit Hilfe der
Bromodeoxyuridin-Färbung (BrdU-Färbung) aufgestellt und zusätzlich das
Verhältnis von Leber- zu Körpergewicht (L/B-weight ratio) bestimmt. Um
Hinweise auf beteiligte Signalkaskaden zu erlangen, wurden im Serum die
Konzentrationen von Interleukin-6 (IL-6), Wachstumshormon (GH) und Insulin-
like growth factor-1 (IGF-1) bestimmt. Die mit STZ behandelten Mäuse zeigten
96h nach der Leberresektion vergleichbare L/B-weight ratios wie die
unbehandelten Wildtypmäuse. Dennoch fand sich zu diesem Zeitpunkt bei den mit
STZ behandelten Mäusen eine signifikant erhöhte Anzahl BrdU positiver
Hepatozyten (4,6 ± 0,6%, p = 0,037) und sinusoidaler Endothelzellen (sEC, 11,0
± 2.1%, p = 0,037). Die Kontrolltiere hatten ihre Ausgangswerte 96h
postoperativ wieder erreicht. Damit konnte Insulin als Comitogen bestätigt
werden. Bei den LIRKO-Mäusen zeigte die L/B-weight ratio den Trend einer
inkompletten Regeneration 84h postoperativ (0,025 ± 0,002 nach 84h vs. 0,028 ±
0,001 präoperativ, p = 0,089). Die Kontrolltiere hatten zu diesem Zeitpunkt
ihr initiales Verhältnis von Leber- zu Körpergewicht wieder erreicht.
Korrespondierend zur verzögerten Hepatozytenproliferation war 84h nach der
Operation bei den LIRKO-Mäusen eine erhöhte Anzahl von BrdU-positiven
Hepatozyten im Vergleich zur Kontrollgruppe (13,3 ± 3,5% vs. 2,6 ± 0,2%, p =
0,006) zu beobachten. Die Anzahl der BrdU-positiven sinusoidalen
Endothelzellen (sEZ) unterschied sich nicht. Die Serumkonzentrationen von IL-6
und GH zeigten vergleichbare Werte sowohl bei den mit STZ behandelten
diabetischen Mäusen als auch bei den LIRKO-Tieren, jeweils im Vergleich zu den
entsprechenden Kontrollen. Während es keinen Unterschied der IGF-1
Serumkonzentrationen bei den mit STZ behandelten Tieren im Vergleich zu den
Kontrolltieren gab (48h: 3349 ± 548ng/ml vs. 3725 ± 58ng/ml), zeigten die
LIRKO-Mäuse signifikant erniedrigte Werte im Vergleich zu den Kontrollen (48
h: 580 ± 136ng/ml vs. 4209 ± 128ng/ml, p < 0,001). Obwohl sowohl der
Insulinmangel als auch die Insulinresistenz im Tiermodell zu einer
signifikanten Beeinträchtigung der Leberregeneration im Vergleich zur gesunden
Kontrollgruppe führte, zeigte sich in der klinischen Studie der Diabetes
mellitus nicht als unabhängiger Risikofaktor für die Mortalität nach einer
Leberteilresektion beim Menschen. Eine suffiziente perioperative
Insulinbehandlung, wie sie die Patienten erhielten, scheint in der Lage, die
im Tiermodell gezeigten Konsequenzen eines Diabetes mellitus zu verhindern.
de
dc.description.abstract
For patients with concomitant diabetes mellitus an increased perioperative
mortality and morbidity in hepatic resections has repeatedly been described.
Other studies, however, demonstrated equal outcome data in diabetic and non-
diabetic patients.
As patient populations were selected for underlying
disease, conflicting results may reflect patient selection criteria rather
than impact of diabetes mellitus on outcome measures. Therefore, a
multivariate analysis in a largely unselected patient population has been
performed to determine the independent prognostic value of diabetes mellitus
in liver surgery.
From a prospective database 633 adult patients undergoing
hepatic resection without preceding major abdominal surgery or chemotherapy
have been identified. Besides diabetes mellitus, demographic data, variables
expressing the functional reserve of the liver, and parameters of surgical
technique were analyzed for their impact on mortality and morbidity.
In the
univariate analysis, concomitant diabetes was associated with an increased
mortality compared to all non-diabetic patients (10.7% vs. 5.3%, p = 0.047).
Diabetic patients, however, were also significantly older and presented a
higher prevalence of liver cirrhosis. Multivariate modeling finally identified
only age, albumin, cirrhosis, extent of surgery, and era of surgery as
independent variables with an impact on perioperative mortality. Overall,
complications were detected in diabetic and nondiabetic patients with a
comparable frequency (44% vs. 36%, p = 0.179). Rates of postoperative renal
impairment, prolonged ascites or pneumonia, however, were higher in diabetics
than in other patients. Following established cardiopulmonary and surgical
selection criteria, diabetes mellitus is not an independent risk-factor for
perioperative mortality in hepatic resections. Although the overall
postoperative morbidity was not different in diabetic and non-diabetic
patients, a specific pattern of complications has been identified, mandating
particular attention in the postoperative course of diabetic patients. In a
second step we investigated the role of insulin depletion or resistance on
liver regeneration in mice. Insulin and insulin-like growth factor I (IGF-I)
have been identified as hepatic comitogens but the impact of diabetes mellitus
or insulin-resistance on liver regeneration is still unknown. 36
Streptozotocin (STZ) treated wildtype and 49 liver cell-specific insulin
receptor knockout (LIRKO) mice and respective controls (20 and 43) underwent
partial hepatectomy (PH). Values of liver-body-weight ratio (L/B) and
bromodeoxyuridine (BrdU) incorporation into dividing cells were determined as
measures of regeneration. Serum levels of interleukin 6 (IL-6), growth hormone
(GH), and IGF-I were analyzed to detect involved pathways. The experiments
showed that STZ mice had equal L/B ratios up to 96 h post-PH. At this time,
however, significantly elevated numbers of hepatocytes (4.6 0.6%) and
sinusoidal endothelial cells (sEC, 11.0 2.1%) stained positive for BrdU in STZ
mice, while controls had already returned to baseline values (p=0.016 and
p=0.006). In LIRKO mice, L/B ratios demonstrated a trend to incomplete
regeneration at 84 h (0.025 0.002 vs. 0.028 0.001 at 0 h, p=0.089), while
controls had reached initial values. Correspondingly, delayed kinetics of
hepatocyte proliferation resulted in increased numbers of BrdU-positive
hepatocytes at 84 h in LIRKO mice compared to controls (13.3 3.5% vs. 2.6
0.2%, p=0.027). Values of BrdU-positive sEC did not differ. Serum
concentrations of IL-6 and GH demonstrated comparable values in STZ or LIRKO
mice and respective controls. There were also no differences in STZ and
control mice in IGF-I serum levels (48 h: 3349 548ng/ml vs. 3725 58ng/ml),
while levels of IGF-I during liver regeneration were significantly decreased
in LIRKO mice compared to controls (48 h: 580 136ng/ml vs. 4209 128ng/ml,
p<0.001). We concluded that Insulin depletion is associated with substantial
delays in hepatocyte and sEC proliferation without significant impact on
L/B-ratio or IGF-I serum levels, whereas the complete lack of insulin receptor
signaling delays liver cell proliferation by an IGF-I dependent mechanism, but
does not influence sEC proliferation.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
hepatic resection
dc.subject
postoperative complications
dc.subject
Streptozotocin
dc.subject
liver cell-specific insulin receptor knockout (LIRKO)
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Leberresektion bei Diabetes mellitus
dc.contributor.contact
SebastianReuter@web.de
dc.contributor.firstReferee
PD Dr. med. Olaf Guckelberger
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. A. Nüssler, Prof. Dr. med. J. Schulte am Esch
dc.date.accepted
2012-02-24
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000034874-3
dc.title.subtitle
Untersuchungen zur Organregeneration bei Mäusen und zum perioperativen Risiko
bei Menschen
dc.title.translated
Insulinopenia and insulin-resistance delay liver regeneration in mice whereas
diabetes mellitus is no independent risk factor for perioperative mortality
following hepatic resection in humans
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000034874
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000010404
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access