Die diabetische Retinopathie (DR) ist die Hauptursache für vermeidbare Blindheit in der arbeitenden Bevölkerung. Da die DR aufgrund des Ausbleibens von Symptomen lange unbemerkt fortschreitet, wird sie häufig nicht rechtzeitig behandelt und stellt damit ein großes soziales und volkswirtschaftliches Problem dar. Das Ziel dieser Arbeit war die systematische Betrachtung der bisherigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema DR anhand szientometrischer Methoden. Die Datenanalyse geschah nach folgenden Gesichtspunkten: Gesamtzahl publizierter Artikel und Zitationen, Quellenangaben, Autoren, Institute, Länder und Forschungsschwerpunkte. Auf diese Weise sollte ein Überblick der Thematik innerhalb der Wissenschaftswelt gegeben werden. Unter Verwendung der Datenbank Web of Science wurde eine umfassende Untersuchung des Publikationsverhaltens durchgeführt. Um sämtliche Publikationen zum Thema zu erfassen, wurde mit diabet* retinopath* OR diabet* macul* im Zeitraum 1900 bis 2008 gesucht. Seit der ersten Publikation im Jahr 1917 sind 15.624 wissenschaftliche Arbeiten zur DR in die Datenbank des ISI Web of Science aufgenommen worden. Die Publikationen wurden in insgesamt 17 verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Englische Publikationen machen mit 93,5% der Artikel den weitaus größten Anteil aus. Ferner sind Deutsch mit einem Anteil von 3% und Französisch mit 2,2% von Bedeutung. Die restlichen Sprachen haben mit insgesamt <0,5% einen kleinen Anteil, was bedeutet, dass viele der nicht-anglophonen Länder ihre Artikel häufiger auf Englisch als in ihrer landeseigenen Sprache publizieren. Die Betrachtung der Artikelanzahl über die Jahre zeigt, dass die Publikationszahlen exponentiell zunehmen. Dies unterstreicht einerseits die Forschungsnachfrage der DR und andererseits die allgemeine Zunahme von Publikationen in der medizinischen Forschung. Insbesondere seit Mitte der 70-iger Jahre steigt die Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten stetig an. In dieser Zeit wurden unter anderem auch zwei bedeutende und vielzitierte Studien, die Diabetic Retinopathy Study und die Diabetic Retinopathy Vitrectomy Study veröffentlicht. Seit 1990 ist eine besonders starke Zunahme bei der Anzahl von Forschungsarbeiten zu verzeichnen. Dies ist zum einen auf die Aufnahme von Abstracts in die ISI Datenbank und somit einer verbesserten Trefferquote zurückzuführen. Zum anderen fällt auf, dass in diesem Zeitraum auch die Ergebnisse von drei Studien publiziert wurden, welche für die moderne Versorgung der DR einen entscheidenden Beitrag geleistet haben. Dabei handelt es sich um die Early treatment diabetic retinopathy study, die Diabetes Control and Complications Trial und die United Kingdom Prospective Diabetes Study. Die Analyse der Themenbereiche zeigt, dass der Schwerpunkt auf ophthalmologischen und endokrinologischen Fragestellungen liegt. An dritter Stelle folgen die Allgemeine und Innere Medizin. Diese Schwerpunktsetzung unterstreicht die Tatsache, dass es sich bei der DR um eine Erkrankung handelt, in der die systemischen Aspekte der Entstehung und Therapie eine wichtige Rolle spielen und eine multidisziplinäre Sicht auf die Erkrankung unerlässlich ist. Verknüpfungen von Themenbereichen finden vor allem zwischen der Chirurgie und der Ophthalmologie statt. Dies deutet darauf hin, dass chirurgische Therapieoptionen, wie beispielsweise die Vitrektomie, in der Behandlung der DR weiterentwickelt wurden. Autoren von Publikationen auf dem Gebiet der DR wurden mithilfe folgender Parameter bewertet: Zum einen sollten ihre Produktivität anhand von Publikationszahlen, zum anderen ihr wissenschaftlicher Einfluss durch qualitative Kenngrößen wie Zitationsrate und H-Indexes beurteilt werden. Da Produktivität und hohe Zitationsraten nicht unbedingt miteinander korrelieren, wird vor allem der H-Index als Gütekriterium zur Beurteilung der wissenschaftlichen Leistung herangezogen. Bei den Autoren tun sich insbesondere Ronald und Barbara Eden Kobrin Klein durch die ersten beiden Ränge in der Liste der meistpublizierenden Autoren hervor. Anhand ihrer vergleichsweise hohen Zitationsraten und ihrer H-Indices ist erkennbar, dass sie ein sehr hohes Renommee innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft genießen. Beide arbeiten seit 1976 im Bereich der Ophthalmologie an der University of Wisconsin und wirkten als bedeutende Autoren der vielzitierten Wisconsin Epidemiologic Study of Diabetic Retinopathie mit. Es fällt auf, dass die Mehrautorenschaft über die Jahre deutlich zunimmt und Monographien immer seltener werden. Während Anfang der siebziger Jahre durchschnittlich 1,7 Autoren an einer wissenschaftlichen Publikation beteiligt waren, so sind es im Jahr 2008 durchschnittlich 5,4 Autoren. Diese Tatsache stellt eine Herausforderung bei der Bewertung von wissenschaftlichen Qualitätsparametern, wie dem H-Index, dar. Folgende Quellenzeitschriften enthalten die meisten Publikationen zum Thema DR: Investigative & Ophthalmology Visual Science nimmt mit 1533 Artikeln den Spitzenplatz ein. Ihr Impact-Faktor beträgt 3,53. An zweiter Stelle folgt Diabetologia, welche 713 Artikel zum Thema veröffentlicht hat. Sie hat einen Impact-Faktor von 5,82. Die Zeitschrift Diabetes hat den höchsten Impact- Faktor von 8,26. Sie nimmt mit 666 Artikeln den dritten Rang der publikationsstarken Zeitschriften ein. Zwei der drei meistzitierenden Quellenzeitschriften entstammen nicht dem ophthalmologischen Fachbereich, sondern dem der Inneren Medizin/Diabetologie. Die geografische Verteilung der Forschung zur DR konzentriert sich mit einem Anteil von 30% stark auf die USA. Auch Großbritannien, Japan und Deutschland tragen mit 11,5%, 9% und 6,6% in hohem Maß zu den vorhandenen wissenschaftlichen Arbeiten bei. Darauf folgen Italien und Frankreich. Auch die Anzahl der publizierenden Institute dieser Länder liegt im weltweiten Vergleich am höchsten. Von den zehn meistpublizierenden Institutionen liegen sieben in den USA. Die University of Wisconsin ist mit 441 Arbeiten und einem H-Index von 73 die wissenschaftliche Einrichtung, welche die meisten Artikel zum Thema DR publiziert. Der hohe H-Index deutet darauf hin, dass an dieser Universität entstandene Artikel von hohem Interesse für die Wissenschaftswelt sind. Jedoch sollte bei der Interpretation des H-Indexes die Möglichkeit zahlreicher institutsinterner Zitierungen von Forschern berücksichtigt werden. Die Anzahl der Artikel, die in Zusammenarbeit mehrerer Länder publiziert wurden, nimmt seit Mitte der 70-iger Jahre exponentiell zu. Während im Jahr 1974 nur ein Kooperationsartikel erschien, sind es 2008 bereits 187 Artikel. Die Vereinigten Staaten weisen die meisten internationalen Kooperationen auf. Herauszuheben ist die Zusammenarbeit der USA mit den anderen beiden publikationsstarken Nationen Japan und Großbritannien. Frankreich nimmt im Ländervergleich selten an internationalen Kooperationen teil. Die Ergebnisse lassen erkennen, dass die Entwicklung von Publikationen zu DR seit Jahrzehnten zunehmendem wissenschaftlichen Interesse und einer steigenden internationalen Zusammenarbeit unterliegt. Dies ist sowohl an Publikationszahlen, als auch an getätigten Zitationen sichtbar. Der vorliegenden Arbeit kommt hierbei eine orientierende Funktion zu, indem sie einen Überblick über die Entwicklung des Forschungsaufkommens im Bereich der DR ermöglicht. Die erhobenen Daten könnten darüber hinaus sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene als Orientierungshilfe zur Evaluation der Verteilungen von Forschungsgeldern dienen.
The aim of this dissertation is the systematic investigation of recent scientific publications regarding diabetic retinopathy (DR) using scientometric methods. The relevance of DR within the scientific community was assessed by analyzing the total number of published articles, citations, references, authors, institutions, journals, countries and medical fields. A comprehensive search of all the relevant publications from 1900 to 2008 contained in the Web of Science database was performed using the following search strategy: “diabet *” “retinopathy*” OR “diabet *” “macul.*” The first publication on DR was published in 1917. Since then, 15,624 more scientific works concerning DR have been included in the Web of Science database. The 15,624 publications were written in 17 different languages. English accounts for 93.5% of DR publications (14,612 papers), followed by German 3% and French 2.2%. The remaining languages make up less than 0.5% of publications. Because the distribution of publishing countries does not reflect the distribution of publishing languages, it is clear that many researchers outside of the English-speaking world publish more frequently in English than in their native language. The numbers of DR publications have grown exponentially over the past few decades. This emphasizes the relevance of the disease as well as the general increase of medical research. Especially around the mid-seventies a spike in the number of DR publications was observed. This could partly be related to the publication of two important and frequently cited randomized controlled trials - the Diabetic Retinopathy Study and the Diabetic Retinopathy Vitrectomy Study. Starting in the 1990’s another steep increase in the overall number of publications was observed. The inclusion of abstracts in the Web of Science database in 1991 would lead to an improved hit rate, however three groundbreaking studies on prevention and management of DR might also have contributed to the observed increase in research activity. These studies are the Early Treatment Diabetic Retinopathy Study, the Diabetes Control and Complications Trial and the United Kingdom Prospective Diabetes Study. The analysis of the medical research fields in DR shows a focus on ophthalmologic and endocrine problems, followed by the fields of general and internal medicine. This is unsurprising considering the systemic and multidisciplinarily nature of DR etiology and treatment. Relevant collaboration takes place mainly between the fields of surgery and ophthalmology. This suggests that surgical treatment options, e.g. vitrectomy, are being mutually developed in the management of DR. In the past few years, a sharp increase in publications has been observed in previously marginal fields of DR research such as imaging and computer science. An analysis of leading authors in DR research was conducted according to the following parameters: firstly, their productivity in terms of total publication numbers and secondly, their scientific significance in terms of qualitative parameters such as citation rate. Because productivity and high citation rates do not necessarily correlate, the h-index serves as an additional tool for the assessment of scientific performance. The authors Ronald Klein and Barbara Eden Kobrin Klein rank first and second among the leading authors in DR research. Their relatively high citation rates and h-indices reflect a high standing within the scientific community. Since 1976 both have been involved in ophthalmology at the University of Wisconsin and co-authored the frequently cited Wisconsin Epidemiologic Study of Diabetic Retinopathy. Multiple authorship has increased over the years while single authorship has declined. During the early seventies the average article on diabetic retinopathy had 1.7 authors. In 2008 an average of 5.4 authors contributed to one publication. This development presents certain challenges for the interpretation of scientific quality parameters, such as the h-Index. The following journals contain the most publications on DR: Investigative Ophthalmology & Visual Science (1533 references, impact factor 3.53) and Diabetologia (713 articles, impact factor 5.82). The journal Diabetes has the highest impact factor of 8.26 and contains 666 articles about DR. Two of the three most-cited source journals are not related to ophthalmology but rather internal medicine. Concerning the geographical distribution of DR research, roughly 30% of the publications come from the United States. The contributions of the United Kingdom, Japan and Germany account for 11.5%, 9% and 6.6% of the research output, followed by publications from Italy and France. The number of publishing institutes follow a similar trend. Of the ten most-publishing institutions, seven are located in the United States. The University of Wisconsin is the institute with the highest number of DR publications (441 papers, h-Index 73). Its high h-Index indicates that this university created works of great interest to the scientific community. However, when interpreting the h-Index, the possibility of numerous mutual citations of researchers at the institute should be considered. Since the mid-seventies there has been an exponential increase in international collaboration in the field of DR research. While in 1974 only one collaborative article was published, there were already 187 such articles in 2008. Researchers based in the United States participate in more international collaborations than researchers in any other country. Particularly notable is the cooperation of the United States with the other two most-publishing nations, Japan and the United Kingdom. Compared with other leading countries in DR research, France very rarely participates in international cooperation. The dynamics of DR research, as seen in this scientometric analysis, suggest that there has been increasing scientific interest and international cooperation in past decades. This is supported by overall publication numbers as well as increased citation activity. The present work provides an overview of research development in this field. The data could also serve in evaluating the distribution of research funds on a national and international level.