dc.contributor.author
Debski, Alina
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:14:58Z
dc.date.available
2018-02-20T09:37:20.602Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10237
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14435
dc.description.abstract
Zecken sind aufgrund ihrer möglichen Interaktion mit verschiedensten Wirten
während ihres Lebenszyklus effektive Überträger diverser Pathogene. Die Zahl
der Krankheitserreger, die in Zecken nachgewiesen werden wächst seit den
letzten 30 Jahren. Dazu gehören auch die Erreger der Lyme-Krankheit, welche in
Europa und Deutschland als die häufigste von zecken-übertragene
Infektionserkrankung gilt (tick-borne diseases = TBD). Die Lyme-Borreliose in
Europa ist eine durch I. ricinus übertragene zoonotische, bakterielle
Infektionserkrankung des Menschen durch Spirochäten, die dem Borrelia
burgdorferi sensu lato (s.l.) Komplex mit sieben verschiedenen Genospezies
angehören. Jede der Genospezies ist an bestimmte Wirtstiergruppen als
Reservoirwirte angepasst. Es besteht ein komplexes Zusammenspiel aus Zecke,
ihren Wirten, dem Pathogen und der Umwelt. Die verschiedenen Stadien von I.
ricinus (Larve, Nymphe, Adulte mit Männchen/Weibchen) müssen je Stadium für
ihre Weiterentwicklung eine Blutmahlzeit zu sich nehmen. Mit dieser
Blutmahlzeit können Lyme-Borrelien zwischen Zecke und Wirt ausgetauscht und
auch der Mensch infiziert werden. Wird die Lyme-Krankheit des Menschen im
frühen Stadium nicht erkannt und therapiert, kann sie chronifizieren. Die
Lyme-Borreliose führt gesamtgesellschaftlich betrachtet zu hohen Kosten durch
Diagnostik, Therapiemaßnahmen und Arbeitsausfall. Die vorliegende Dissertation
konzentrierte sich auf die Risikobestimmung und damit auch auf den Bereich der
Prävention von Lyme-Borreliose, indem sie die Verteilungs- und
Aktivitätsmuster von wirtssuchenden Nymphen und Adulten I. ricinus an drei
periurbanen Berliner Standorten (Gatow, Tegel, Wannsee) über drei Jahre sowohl
groß- als auch kleinräumig untersuchte und diese mit der Bestimmung von
standortbezogenen Prävalenzen humanpathogener Lyme-Borrelien und dem daraus
resultierenden theoretischen Expositionsrisiko kombinierte. Ziel war es,
valide Standards zu entwickeln, die Betrachtung und Vergleich
unterschiedlicher Untersuchungsgebiete möglich machen. Dabei sollten bisher
genutzte Verfahren mit einem neuen Ansatz ergänzt werden. Zur Umsetzung dieser
Ziele bestand der Untersuchungsansatz aus drei Basiskomponenten: 1\.
Feldarbeit: zur Bestimmung der räumlichen Verteilung der Zecken, wurde
zwischen Makro-, Mikro- und Nanotransekten unterschieden, die mit
unterschiedlichen Flaggmethoden beprobt wurden. 2\. Laborarbeit: zur
Bestimmung der Prävalenz von Lyme-Borrelien in den gesammelten Zecken und zur
Identifizierung der Genospezies 3\. Statistik: komplexe statistische
Auswertung der erhobenen Daten in R und SaTScan™ mit verschiedenen
Betrachtungsweisen getrennt nach Mikro- & Makround Nano-Bereichen, die den
räumlichen Aspekt der Zecken- und der Genospeziesverteilung untersuchte.
Sowohl das Gesamtverhältnis von Nymphen zu Adulten als auch das von Männchen
zu Weibchen über alle Standorte und Jahre entsprach dem, was biologisch zu
erwarten war. Vergleicht man jedoch die Aktivität zwischen den Standorten von
2010 bis 2012, stellte sich Tegel als von Nymphen und Gatow als von Adulten
dominierter Standort dar. Dieses Aktivitätsmuster wurde auch im Nano-Bereich
beobachtet, damit kann neben anderen Faktoren ein Sammelartefakt
ausgeschlossen werden. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Aktivität
wirtssuchender Zecken über die Saison jahres- und standortabhängig variieren
kann. Ein bimodaler Aktivitätsverlauf war für Nymphen und Adulte lediglich in
einem von drei Jahren für Gatow und Wannsee erkennbar. Die meisten
wirtssuchenden Nymphen und Adulten waren von März/April bis Juni/Juli zu
flaggen. In Wannsee war der anthropogene Einfluss am größten und die
Zeckenstadien zeigten in ihrer Aktivität große saisonale Unterschiede. An
allen drei Standorten war ein klarer Zusammenhang zwischen Habitat- bzw.
Vegetationsstruktur und Zeckenaktivität erkennbar. Dabei war eine gewisse
Streckentreue der Nymphen zu beobachten und eine gewisse Streckenvariabilität
der Adulten. Für den Nano-Bereich konnte mit Hilfe der Clusteranalyse in
SaTScan™ die räumliche Verteilung der Zecken je Quadrant kleinskalig
untersucht werden. Es wurde hier auf kleinem Raum gezeigt, dass Nymphen und
Adulte unterschiedliche Transekte zu bevorzugen scheinen und nicht gleichmäßig
verteilt sind, sondern sich in ihrem Vorkommen häufen. Um zu prüfen, in
welchem Standort die Unterschiede in den Zeckenaktivitäten zwischen den
Transekten am größten waren, wurden zwei Betrachtungsansätze (mathematisch,
grafisch) entwickelt. Von den drei Standorten waren die Zecken im Wannseer
Garten am wenigsten gleichmäßig verteilt. Diese Betrachtungsansätze zum
Vergleich der räumlichen Standort-Heterogenität in der Zeckenaktivität
ermöglichen es, Untersuchungsgebiete, die keine annähernd ähnliche
Streckenanzahl und Streckenlänge besitzen, valide miteinander zu vergleichen.
Die Übertragbarkeit dieses Verfahrens auf andere Untersuchungsgebiete sollte
in Folgeuntersuchungen geprüft werden. Die höchsten Prävalenzen von Borrelien
in Nymphen und Adulten fanden sich am Standort Wannsee, sie lagen weit über
dem ermittelten europäischen Durchschnitt. Allen drei Standorten war
gemeinsam, dass B. lusitaniae weder in Nymphen noch in Adulten nachgewiesen
wurde. In Gatow und Wannsee dominierten die mit Nagetieren assoziierten
Genospezies, in Tegel dagegen die mit Vögeln assoziierten. In Wannsee wurde
außerdem B. spielmanii in den Zecken nachgewiesen. Das theoretische
Expositionsrisiko (Et) verknüpft die Prävalenz humanpathogener Lyme-Borrelien
(Php) mit der jeweiligen Zeckendichte und gibt an, wie vielen infizierten
Nymphen oder adulten Weibchen man auf einer 100 m²-Fläche theoretisch begegnen
könnte. Die Ergebnisse dieser Verknüpfung zeigen, wie wichtig das theoretische
Expositionsrisiko (Et) ist. Würde man beispielsweise nur die Nymphendichten
betrachten, dann wäre ein Spaziergang im Tegeler Wald am risikoreichsten.
Würde man sich nur nach den Infektionsraten mit humanpathogenen Lyme-Borrelien
richten, wäre der Aufenthalt im Wannseer Garten am gefährlichsten. Verknüpft
man jedoch beide Parameter im theoretischen Expositionsrisiko, scheint ein
Spaziergang im Waldgebiet in Gatow am kritischsten. Die Ergebnisse zeigen,
dass sich die Zeckenaktivitäten und die Prävalenzen humanpathogener Lyme-
Borrelien kleinräumig stark unterscheiden können und eine Risikoeinschätzung
für den Menschen über das theoretische Expositionsrisiko geschehen sollte. Vor
diesem Hintergrund erscheinen sogenannte „Zeckenrisiko-Karten“ wenig sinnvoll.
Die hier entwickelten methodischen Verfahren können für Folgestudien zur
Beschreibung heterogener Untersuchungsstandorte genutzt werden, welche
wiederum die Basis für eine gezielte Landschaftsplanung im Sinne von One-
Health bieten können.
de
dc.description.abstract
Ticks are efficient vectors of various pathogens due to their potential
interactions with different kinds of hosts during their life cycle. The number
of recognized pathogens transmitted by ticks (tick-borne diseases = TBD) has
been growing over the past 30 years. This includes the causative agent of Lyme
disease (LD), which is the most prevalent TBD in Europe and Germany. In
Europe, LD is transmitted by I. ricinus ticks. LD is a zoonotic, bacterial
infection of humans caused by spirochetes, belonging to the Borrelia
burgdorferi sensu lato (s.l.) complex. B. burgdorferi s.l. includes seven
genospecies, each of which is associated with particular vertebrates as
reservoir hosts. The interaction of ticks, hosts, pathogens and habitats is
complex. Each life stage of I. ricinus (larva, nymph, adult as male and
female) requires a blood meal from a vertebrate host for its subsequent
development. During the blood meal, Lyme borreliae are transmitted between
tick and host and vice versa. People usually acquire LD by nymphal or female
ticks. If LD escapes early diagnosis, it may become chronic. Due to high costs
for diagnostics, therapy and working days lost, LD financially impacts the
healthcare system and results in a great economic burden for the society. This
study focusses on LD prevention due to risk assessment by examining the
distributional patterns and the activity of questing nymphal and adult I.
ricinus ticks. Over the course of three years, this survey was performed at
three peri-urban study sites in Berlin (Gatow, Tegel, Wannsee) at different
spatial scales. Additionally, the prevalence of genospecies pathogenic to
humans was determined in questing ticks. This prevalence in conjunction with
tick densities results in a theoretical exposure risk for people. This study
also aimed to develop valid standards for comparing heterogeneous study sites.
These aims were addressed by three basic approaches: 1\. Field work: Different
flagging methods were applied and compared to examine the spatial tick
distribution, distinguishing between macro, micro and nano transects. 2\.
Laboratory work: Prevalence of borreliae in questing ticks were determined and
their genospecies identified. 3\. Statistics: To investigate the spatial
aspects of the distribution of questing ticks and the genospecies of borreliae
infecting them, complex statistical analysis was applied to the generated data
using R© and SaTScan™, separately for micro-macro and nano sections. For each
year and study site, both the total ratio of nymphs to adults as well as the
ratio of males to females was generally in line with biological expectations.
When comparing the tick activity between study sites for 2010-2012 at the
micro-macro scale, Tegel appeared to be dominated by nymphs and Gatow by
adults. This pattern was also observed at the nano scale. Due to this and
other observations, a sampling artefact can be excluded. The results
demonstrate that activity of questing ticks may vary for each year and study
site. Only during one year, a bimodal activity pattern was observed for both
nymphs and adults at Gatow and Wannsee. On average, questing nymphs and adults
were most active from March/April until June/July. The highest anthropogenic
impact was at the garden in Wannsee, where the ticks displayed a high
variability in their seasonal activity pattern. At all three study sites,
activity of questing ticks appeared to be linked to habitat and vegetation
structures. Nymphs appeared to be associated with particular transects,
whereas adults showed more variability. A cluster analysis performed with
SaTScan™ allowed testing the spatial tick distribution at a small scale. At
this scale, it became evident that nymphs and adults seemed to prefer
different transects and they are not distributed equally but rather tend to
cluster. To test whether the distribution patterns of questing ticks vary in
heterogeneity between the study sites, two novel approaches (mathematical,
graphical) were developed. Of all three study sites, the distribution of ticks
was most heterogeneous at Wannsee. This method allows to compare the
heterogeneity of spatial use in and between study sites despite different
numbers and lengths of transects. The highest prevalence of borreliae in
questing nymphal and adult ticks was detected at the Wannsee study site, where
it exceeded the European average. At all three study sites, neither nymphs nor
adults were infected by B. lusitaniae. At Gatow and Wannsee, rodentassociated
genospecies were predominant in questing ticks, at Tegel bird-associated
genospecies. Furthermore, B. spielmanii was detected in ticks at Wannsee. A
theoretical risk of exposure (Et) was calculated by combining the prevalence
of all genospecies pathogenic to humans at site with the local tick density.
It estimates the number of infected nymphs or females that may be
theoretically encountered on an area of 100 m². The results for Et illustrate
the importance of this approach. For example, if only the nymph densities were
evaluated, a walk through the Tegel forest would constitute a high risk. In
contrast, by limiting the estimate to the prevalence of genospecies pathogenic
to humans (Php), gardening at the Wannsee site would implicate the highest
risk. But by combining both parameters, a walk through the forest at Gatow
bears the highest risk of exposure. These results illustrate that the activity
of questing ticks and their prevalence of borreliae pathogenic to humans
varies tremendously at a small spatial scale. That in mind, risk maps for
borreliae-infected ticks seem of little use. Risk assessment for humans should
be based on the theoretical risk of exposure determined locally. The methods
developed in this study may be applied in further investigations when
evaluating and comparing the heterogeneity of questing ticks and prevalence of
the causative agent of LD within or between different study sites. These
future investigations may provide a basis for targeted landscaping in the
sense of the One Health initiative.
en
dc.format.extent
XIV, 147 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Ixodes ricinus
dc.subject
Borrelia burgdorferi
dc.subject
polymerase chain reaction
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Häufigkeit von Ixodes ricinus Zecken und Prävalenz von humanpathogenen Lyme
Borrelien
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Franz-Rainer Matuschka
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Boris Schröder-Esselbach
dc.date.accepted
2017-12-06
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000106395-9
dc.title.translated
Abundance of Ixodes ricinus and the prevalence of Lyme disease spirochetes
pathogenic to humans
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000106395
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000023205
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