Nachdem in Griechenland die Verbreitung depressiver Störungen unter griechischen Kindern und Jugendlichen weder in der psychiatrischen noch in der psychologischen Literatur hinreichende Beachtung gefunden hat, wurde der durchgeführten populationsbeschreibenden Studie das Ziel gesetzt, mit einer über die Regionen Griechenlands reichenden und möglichst repräsentativen Untersuchung, empirisch verlässliche Informationen über die aktuelle Verbreitung depressiver Symptome und Störungen bei Kindern und Jugendlichen aufzunehmen und zu analysieren. Nach einem unterschiedliche Messmethoden und unterschiedliche Konzepte einbeziehenden Untersuchungsansatz wurden 5 Messinstrumente zum Einsatz gebracht (CDI, Kovacs, 2004; DTK, Rossmann, 2005; ESDM, Domènech et al., 1985; SDQ, Goodmann, 1997; FIL, Kampisiou, 2003), mit denen insgesamt 2034 Mädchen und Jungen zwischen 8 und 15 Jahren in unterschiedlichen Orten und Landesteilen untersucht wurden. Hinsichtlich auf die Messqualitäten von CDI, DTK und ESDM zeigten die Ergebnisse aus der Itemanalyse, Reliabilitätskontrolle und Validitätsprüfung, dass die griechische Versionen fast identische Messqualitäten mit den originalen Fassungen zeigen und für Forschungszwecke zu vertrauen sind. Je nach eingesetztem Messverfahren und Kriterium ergab sich, dass ein Prozentsatz zwischen 5 bis 15% von Kindern mutmaßlich von depressiven Störungen unterschiedlichen Grades betroffen sind. Weiterhin ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zusätzlich ein auf etwa 10% geschätzter Anteil an griechischen Schulkindern von depressiven Symptomen betroffen, die im Gefolge anderer psychischer Störungen, wie beispielsweise ADHS, als komorbide Phänomene auftreten. Die gefundenen geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede stimmen im Allgemeinen mit Ergebnissen aus der internationalen einschlägigen Literatur überein und sprechen für eine erhöhte Vulnerabilität für Mädchen ab ihrem 13. Lebensjahr. Von speziellem Interesse für die weiteren Untersuchungen könnten die aus der griechischen Studie bekannt werdenden Ortsunterschiede im mutmaßlichen Auftreten depressiver Störungen sein. Im Gegensatz dazu scheint die Zahl der Einwohner eines Ortes in dieser Untersuchung keine Einflussvariable zu sein. Die von den beteiligten Lehrkräften (N= 104) abgegebenen ESDM-Urteile erreichen in ihrer Gesamtheit nur eine schwache Übereinstimmung mit den über CDI oder DTK zum Auftreten depressiver Symptome erfassten Selbsteinschätzungen der Schulkinder. Die Ergebnisse aus der durchgeführten Faktorenanalyse sowie aus den gefundenen Korrelationen zwischen ESDM und CDI auf Itemebene sprechen dafür, dass die griechische Lehrkräfte in den von ihnen gegebenen ESDM-Urteile eine durch ihre schulische Praxis berufsspezifische und unterrichtsrelevante Akzentuierung folgen. Wissenschaftlich bietet die durchgeführte Untersuchung mit ihren Befunden spezifisch nutzbare Ansätze für weitere epidemiologische und dann aber auch für nosologisch orientierte Studien. Sie lässt darüber hinaus die Notwendigkeit der Durchführung klinischer Studien in Griechenland zur Präzisierung der Validität der einzusetzenden Messinstrumente erkennen. Gesellschaftlich ist eine am Erreichen von wirksamen Interventionen orientierte und nachhaltige Unterstützung der wissenschaftlichen Arbeiten zum Auftreten depressiver Belastungen von Schulkindern zu empfehlen.
Until now, depressive disorders in children and adolescents is a topic that has not received adequate attention from psychological and psychiatric research in Greece. The purpose of the present study was the epidemiological examination of the occurrence of depressive disorders among Greek children and adolescents. Following a multi–method concept, we employed for this purpose a total of 4 measuring instruments (CDI, Kovacs, 2004; DTK, Rossmann, 2005; ESDM, Domènech et al., 1985; SDQ, Goodmann, 1997). The study sample included 2,034 school children aged 8 to 15 from twelve cities in different Greek regions. The psychometric properties of the Greek versions of CDI, DTK and ESDM are in high agreement with corresponding values of the measuring quality of the original versions. The data suggests, depending on the various measurements and criteria used, that 5% to 15% of participated children are with high probability strained in their health and development by the occurrence of depressive symptoms with sub-clinical and clinical prominence. Furthermore, about 10% of the participating Greek school children are with high probability additionally affected by depressive symptoms that arise as comorbid phenomena as a consequence of other mental disorders. The results on sex and age effects are in high agreement with those from other relevant international studies: for girls the prevalence rates increase from the 13th year on. Other significant differences on the percent rate of presumably depressively disordered children were found in relation to their different places of residence and schools. The agreement between teacher’s scores (teacher’s sample N = 104) and amount of self–reported depressive symptoms were found to be generally low. It should be mentioned however that about 20% of the participating teachers did reach a higher correlation (up to r = 0.70). The data suggests that the majority of the teachers based their judgments on an academic scale rather than on the emotional state of their pupils. The findings of this investigation suggest and support new tasks for psychological research regarding the appearance of depressive symptoms among Greek school children. They should be regarded as an essential contribution to Greek society’s responsibility to ensure the improvement of the living conditions of children and adolescents.