dc.contributor.author
Baumann, Kai
dc.date.accessioned
2018-06-08T00:13:05Z
dc.date.available
2007-05-16T00:00:00.649Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11635
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15833
dc.description
Gesamtdissertation
dc.description.abstract
Belastende, insbesondere Ärger, Wut oder Kränkungen auslösende
Lebensereignisse können zu erheblichen psychischen Beeinträchtigungen führen.
Solche Anpassungsstörungen spielen im klinischen Alltag eine große Rolle, sind
schwer zu behandeln und führen häufig zur Chronifizierung. Eine wichtige Frage
ist, wie die Resilienz oder die Kompetenz zur Belastungsverarbeitung bei den
Betroffenen verbessert werden können. Einen Ansatz dazu bieten Konzepte aus
der Weisheitspsychologie, insbesondere das Berliner Weisheitsparadigma von
Paul Baltes, der Weisheit als Expertise (im Sinne von Expertentum) im Umgang
mit schwierigen Fragen des Lebens, wie zum Beispiel Fragen der Lebensplanung,
Lebensgestaltung und Lebensdeutung definiert hat (Baltes & Smith, 1990).
Ziele der kontrollierten Studie waren die Messung und Verbesserung der
Weisheitskompetenzen von Patienten, die an einer Posttraumatischen
Verbitterungsstörung (PTED) (Linden, 2003) leiden. Die PTED ist ein Subtyp der
Anpassungsstörungen. Das verwendete Weisheitskonzept basiert hauptsächlich auf
dem Berliner Weisheitsparadigma (Baltes & Smith, 1990), das um einzelne
Kompetenzen aus der Dreidimensionalen Weisheitstheorie von Ardelt (2003) und
aus dem Konzept der Emotionalen Intelligenz (Salovey & Mayer, 1990) auf
insgesamt 9 Weisheitskompetenzen erweitert wurde. Die Weisheitskompetenzen
wurden mit dem Ziel der Weisheitsmessung analog zum Vorgehen der Arbeitsgruppe
von Baltes (Staudinger et al., 1994) operationalisiert und daraus ein
Weisheitsrating zusammengestellt. Es wurde im Prätest zunächst die Höhe der
Weisheitskompetenzen bei 50 Patienten mit PTED und 50 Patienten einer
klinischen Kontrollgruppe verglichen. Dazu wurden den Patienten ein fiktives
allgemeines Problem , und ihr persönliches Problem (Grund für die
Klinikaufnahme) dargeboten und sie jeweils zu einer Reflexion ihrer
problembezogenen Einstellungen und Handlungen angeregt. Diese Statements
wurden hinsichtlich der Ausprägung der 9 Weisheitskompetenzen mit dem
Weisheitsrating bewertet und zu einem Weisheitswert zusammengefasst.
Anschließend erhielt jeweils die Hälfte der Patienten ein kurzes
Weisheitstraining. Darin wurden in zwei Sitzungen in zwei aufeinander
folgenden Durchgängen jeweils 4 Übungen durchgeführt. Geübt wurden (1) die
Fähigkeit zum Perspektivwechsel, (2) die Fähigkeit zur Unterscheidung von
kurzfristig und langfristig unterschiedlich funktionalen
Bewältigungsstrategien, (3) die Suche nach sinnstiftenden Perspektiven und (4)
die Suche nach einem Vorbild für eine gute Problembewältigung. Nach dem
Training wurden im Posttest die Weisheitskompetenzen aller Probanden jeweils
erneut nach Darbietung eines allgemeinen und eines persönlichen Lebensproblems
gemessen. Die Fragestellungen betrafen (1) die Höhe der Weisheitskompetenzen
bei PTED und Kontrollgruppe, (2) das Ausmaß der Stabilität der
Weisheitskompetenzen, (3) die Trainierbarkeit von Weisheitskompetenzen und (4)
die Höhe des Trainingserfolges. Die Reliabilität des Weisheitsratings betrug r
= 0,79. Es fanden sich bei der Kontrollgruppe auf der von 0 (schlecht) bis 4
(sehr gut) reichenden Skala der möglichen Weisheitswerte Mittelwerte von 2,07
beim allgemeinen Problem und 2,05 beim persönlichen Problem . Bei den PTED-
Patienten lagen die Weisheitswerte mit 1,55 (allg. Problem) und 1,17 (pers.
Problem) signifikant niedriger. Beim Vergleich von Erst- und
Wiederholungsmessung nach einer Woche sind ein r = 0,76 (allg. Problem) und r
= 0,86 (pers. Problem) ein Indikator für die Stabilität der
Weisheitskompetenzen über die Zeit. Das Weisheitstraining führte bei PTED-
Patienten zu einer Steigerung des Weisheitswertes von 0,38 beim allgemeinen
und 0,57 beim persönlichen Problem, während die Kontrollgruppe mit einer
Steigerung von 0,02 (allg. Problem) bzw. 0,03 (pers. Problem) praktisch
unverändert blieb. Beim Vergleich von PTED und Kontrollgruppe nach dem
Training ergaben sich mit 1,98 bzw. 2,20 (allg. Problem) und 1,87 bzw. 2,19
(pers. Problem) annähernd gleich hohe Weisheitskompetenzen in beiden Gruppen.
Die Untersuchung erlaubt folgende Schlussfolgerungen: Das in dieser Arbeit
entwickelte Weisheitsrating ist praktikabel und reliabel. PTED-Patienten
zeigen relativ zu den Kontrollpatienten niedrigere Weisheitswerte. Dabei
bleibt offen, ob dies ein Vulnerabilitätsfaktor oder eine Folge der
Belastungsreaktion ist. Das Weisheitstraining führte praktisch zu einer
Angleichung der Weisheitswerte von PTED-Patienten und Kontrollgruppe. Es wird
die Hypothese aufgestellt, dass mit Hilfe des Weisheitstrainings keine neuen
Weisheitskompetenzen erworben worden sind, sondern dass im Sinne einer
Reaktivierung vorhandener Ressourcen eine durch das Trauma ausgelöste Blockade
von Weisheitskompetenzen aufgehoben wurde. Die Untersuchung eröffnet durch die
Berücksichtigung von Konzepten aus der Weisheitspsychologie eine neue
psychotherapeutische Behandlungsperspektive bei PTED und möglicherweise
anderen Anpassungsstörungen und stellt damit die Grundlage für eine
umfassendere Weisheitstherapie dar.
de
dc.description.abstract
The aim of the present controlled trial was the assessment and enhancement of
wisdom-related competences of patients who suffer from posttraumatic
embitterment disorder (PTED) (Linden, 2003), a special form of adjustment
disorder. In reference to the five-dimensional conceptualization of wisdom by
the Berlin Wisdom Paradigm (Baltes & Smith, 1990), to the three-dimensional
wisdom theory by Ardelt (2003), and the theoretical concept of emotional
intelligence (Salovey & Mayer, 1990), a set of nine criteria to assess wisdom-
related performance was developed. A short wisdom training for the enhancement
of several wisdom-related competences like change of perspective, meaning
making or finding a role-model of good problem solving, was designed. In
accordance with the work of Baltes and colleagues (Staudinger et al., 1994)
the method of irresolvable problems was used to assess wisdom-related
performance before and after the training. PTED-patients showed higher wisdom
scores after the training while there was no change in the control group. The
study reveals potential treatment perspectives for PTED and other adjustment
disorders. Moreover, it constitutes the foundation for a comprehensive wisdom
therapy.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Weisheitstherapie
dc.subject
Anpassungsstörung
dc.subject
wisdom therapy
dc.subject
Posttraumatische Verbitterungsstörung
dc.subject
posttraumatic embitterment disorder
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Weisheitstraining zur Steigerung der Belastungsverarbeitungskompetenz bei
reaktiven psychischen Störungen mit Verbitterungsaffekten
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Michael Linden
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. et phil. G. Danzer
dc.date.accepted
2007-05-22
dc.date.embargoEnd
2007-06-29
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000003147-7
dc.title.translated
Wisdom training for the enhancement of coping competence in reactive
psychological disorders with affective embitterment
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000003147
refubium.mycore.transfer
http://www.diss.fu-berlin.de/2007/358/
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000003147
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free
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open access